Viel besser als nobody
das kann, erklärt nun der SPIEGEL, warum Italien in Erdbeben wie dem gestrigen zerbröselt. Auch die NZZ macht es ganz gut und kürzer, hat aber keinen Hinweis auf das Phänomen der Mikroplatten. nobody
gibt deshalb ein bisschen Senf auf das Schweizer Würstchen.

Vor vielen, vielen Jahren, so ca. 4500 Millionen, um genau
zu sein, schlingerte ein wabernder, unförmig heißer Klumpen durch das sich grade bildende System unserer lieben Sonne und schickte sich gerade an, etwas abzukühlen und fest zu werden, als ein anderer Protoplanet in diesem Chaos die Vorfahrt der Erde missachtete und mit ihr kollidierte. Theia hieß die kosmische Rowdie … klar, ne Frau … die die Anstrengungen der Erde ein richtiger Planet zu werden, vorerst zunichte machte.

Der kosmische Verkehrsunfall hatte aber auch was Gutes, denn ein großer, grober Klotz wurde dabei raus gesprengt und kreist seit dem um unsere Kartoffel. Wir nennen das dissidente Teil heute Mond, aber 4.500 mya (million years ago) gab es natürlich noch keinen, der Namen vergeben konnte.
Bald danach, nur 100 Millionen Jahre später, war die Oberfläche der Erde schon wieder so „kalt“, dass sich Gestein bilden konnte. Das verklumpte zu immer größer werdenden Klumpen und die schwammen auf einem heißen Brei gut 400 Millionen Jahre kreuz und quer rum. Aus diesen klumpigen Erdschollen bildeten sich ganz langsam sogenannte Kratons. Das sind heute die stabilsten Gegenden der Erde und die sind bis zu 4 Milliarden Jahre alt, meist aber „nur“ 3 bis 2,5 Milliarden.
In diese Zeit 2500 mya fällt auch die Bildung der erste Kontinente, wobei an der Stelle noch viel spekuliert wird von Ur (3000 mya) über Kenorland (2500 mya) bis Columbia (2000 mya).
Handfest wird es erst 1100 mya mit Rodinia. Das klingt nur russisch, ist aber eine amerikanische Erfindung, genau wie das Meer drum herum, dass die amerikanischen Eheleute Mark und Diana McMenamin (ebenfalls russisch) Mirovia nannten. Teil dieser Rodinia soll Laurentia gewesen sein, das vorher zu Columbia gehörte, aber das ist spekulativ und wird, wenn ich das Durcheinander richtig verstanden habe, nur so reingefummelt, weil in Laurentia die ältesten Gesteinsfunde gemacht wurden und es sonst nirgendwo rein passt. Wie auch immer … heute isses Kanada, der Osten der USA und Grönland.

Grönland ist das Stichwort … Eis. 750 mya trat Stillstand ein und die Erde wurde zu einem Schneeball, aber unter dem bis zu 2000 Meter dicken Eispanzer tat sich was. Die Heimat (Rodinia) brach auseinander und Pannotia und Laurentia machten ihr eigenes Ding, erst getrennt und dann wieder zusammen. Um die Zeit (600 mya) muss es auf der Erde zugegangen sein wie in einem Flipperautomaten. Ständig krachte wer mit was zusammen, da brach ein Stück ab, dort klebte sich was dran und so entstand Pannotia.

„Zu viel!“ schrie Mother Earth das Land an, das sich fast komplett rund um ihren Südpopo versammelt hatte, und riss es wieder auseinander in Laurasia und Gondwana. Laurasia machte sich nach Norden davon und schloss sich Laurussia an. Laurentia, Laurasia, Laurussia … ich kann doch nix dafür, hab mir das nicht ausgedacht. Von der anderen Seite kam 420 mya noch Baltica dazu.
Ob die Esten wissen, dass sie früher kopfüber dort rumhingen, wo jetzt Pinguine über das Eis der Antarktis … ähm klatschen?
Zum Glück gab es damals noch keine Menschen. Man denke nur an die ganzen Probleme mit Grenzen und dem Zoll. Nix als Immigranten, weltweit und die kommen auch noch mit ihren eigenen Kontinenten im Gepäck angeschwommen.
Während sich die Platten auf der Nordhalbkugel vereinten und 300 mya mit Pangaea der letzte Superkontinent entstand, hat es im Süden Gondwana zerrissen in Afrika, Südamerika, Indien, die Antarktis und Madagaskar, vielleicht auch Australien, aber das weiß man nicht so genau.
Pangaea hat es 200 mya auch zerrissen in Nordamerika und das heutige Eurasien. Und damit begann für Italien der Ärger, denn der mittlere Teil von Gondwana, Afrika, drehte sich und dreht sich noch immer und wandert zugleich nordwärts (GFZ) und hat den apulischen Sporn in Europas Popo gedrückt. Der liegt irgendwo bei Venedig.

Italien besteht aber nicht nur aus der Apulische (in der Grafik AP) und der Adriatischen Platte, sondern ist zusammengebacken aus vielen kleinen Platte, die früher mal Inseln im ausgetrockneten Mittelmeer waren 😯 Das kann man überall in Italien noch sehen, aber am beeindruckendsten ist es in Carrara, wo der beste Marmor der Welt abgebaut wird. Das Zeuch ist nix anderes als Muschelkalk 😎
Wem das jetzt zu lang vorkam, möge bedenken, dass er gerade 4,5 Milliarden Jahre hinter sich gebracht hat. Rückwärts geht es schneller. Was die Plattentektonik in über 100 Millionen Jahren zum italienischen Stiefel zusammen gedrückt hat, das kann in wenigen Hunderttausend Jahren wieder zerbröseln. Dann wird Apulien zum Balkan gehören, Venedig an einem See liegen und Sizilien schmust mit Korsika. Bis dahin werden noch viele Beben das hier anrichten:

BTW: Über 170 Tote wurden aus den Trümmern geborgen, darunter besonders viele Kinder, weil diese Scheiß Erdbeben immer nachts passieren müssen.