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In den Webarchiven gibt es das great78project, bei dem Vinyl-Enthusiasten rund um den Globus Scheiben mit 78 RPM legal digitalisieren und auch als FLAC verlustfrei ins Netz stellen. Naja, was heißt schon verlustfrei … eher das Gegenteil, weil bewusst darauf verzichtet wird, das Knistern mit Software rauszufiltern.
Das Suchen nach veröffentlichten schwarzen Scheiben in der Übersicht ist was unübersichtlich, aber auf Twitter werden Neuzugänge direkt verlinkt … und es werden fast stündlich mehr … inzwischen über 118.000.
Hier ein Beispiel:
La Vie en Rose ❤ ❤ ❤ Edith Piaf
Es gibt da doch einen ganz einfachen Trick, wenn einen das Knistern vom Schellack stört, was als Störung ja an und für sich doch gar nicht sein muß, ganz im Gegenteil sogar, weil es eben dazu gehört wie die Flecken und Schrunden auf einer ollen Lederjacke: wen´s also stört, der stelle sich vor, er sitze vor einem lodernden Kaminfeuer im kuscheligen Wohnzimmer, es knistert und knackt schön von eben genau diesem, und die 78er der Piaf vom High-End-Gerät nebenan bzw mit Boxen rechts und links vom Kamin kommt lupenrein voll entknackt und ganz und gar neu ekeltronisch gestyled entknistert daher. OK, das wäre natürlich sowas wie selfmade fake-news aka Selbstbetrug, aber wer sich halt selbst betrügen will, kann es doch so sehen, das ist ja erlaubt, oder? Bzw im Wutbürger-Modus mitgeteilt: „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!!!“, ha ha!
Aus der Chauseestrassen-LP vom frühen ollen Täterää-Ostberlin-Biermann hat man die Quietschgeräusche der Strassenbahn vor dem Haus C´31 auch nicht entfernt! Und das ist gut so. Wollen wir weiter alle verblendet und verfiltert werden, statt noch etwas Authentizität bewahrt nachhören zu dürfen? Fraachjamalnur….
Ich stöbere ja gern in ganz alten Blues-Sachen und fand gerade diese Aufnahme von Stump Johnson, so roundabout 90 Jahre alt, drei Generationen von Menschenleben entfernt in die Vergangenheit hinein. Das Rauschen und Knistern gehört einfach dazu, ist sozusagen ein Kollateralgeräusch der Zeitgeschichte/Aufnahmetechnik. Wer sowas wechfiltern wollte, wäre doch wirklich nicht ganz bei Troste – ein Dokumentenräuber! Das ist bei der Piaf nicht anders.
Blues-Fan?
Da könnte ich zB empfehlen:
oder
(Klingt natürlich am geilsten auf einem schweren Masselaufwerk mit Reibradantrieb auf dieser Original-LP:
https://www.discogs.com/de/composition/401603e3-3e9e-4322-8ba3-390b60e1c81b-You-Better-Watch-Yourself
Lightnin Hopkins ist nicht so mein Fall, ich mag eher die ganz originären Leute wie Robert Johnson, oder beim Piano den Pinetop Smith. Der hat den „Boogie Woogie“ erfunden, aus dem Blues heraus, 1928. Und der Hamburger (bzw. gebürtige Berliner) Hans-Georg Möller war es, lange noch vor Vince Weber oder Axel Zwingenberger, die von ihm viel abgeguckt haben, der dies authentisch als eigentlich erster nach der allgemeinen Versenkung des Stils wiedergegeben und noch andere tolle Blues-Stücke auf einer CD von 1976 abgeliefert hat, ehe er viel, viel zu früh starb an zu viel Alk und zu viel Motorrad, letztlich war es dann ein „Unfall“. Ich habe ihn noch erlebt. Er hatte eine Fischkonservenfabrik in HH geerbt, aber er hat sich lieber dem Blues hingegeben. Eine rare Aufnahme aus Österreich Mitte der 70er oder so hier, die Tänzer und das ganze Ambiente wirken linkisch, aber der Meister macht sein Ding, mit Hamburger Zungenschlach. Dieses Ganze braucht kein Masselaufwerk mit Reibradantrieb, Extradry, Letzteres eher bei guten Studioaufnahmen – dort agreed!
mit Boogie Woogie kannst Du mich jagen, not my cup ot tea. Wird heutzutage ja praktisch auch nur von weissen Musikern gespielt. Sehr beschränkte Klangwelt, in meinen Ohren immer das Gleiche und entsprechend langweilig.
Klar, ist nur eight-to-the-bar, aber macht doch gute Laune! Ich finde das allein schon deswegen toll und muss nicht alles wie z. B. der vollbekloppte Martenstein in der ZEIT intellektuell hinterfragen, hier im Moment mal musikalisch. Du musst ja auch nicht mögen was ich mag, uuuund selbstverständlich werde ich Dich nicht wie vorgeschlagen „jagen“ (warum denn auch?), aber darüber auch keinen Tee mit Dir trinken, wie ebenfalls erwähnet. Das ist wie mit den Parteienpräferenzen, also den Pünktchen und dem Kreml, Du weißt schon gell, wir bleiben mal lockert und vermeiden das Pööhse! 🙂
…oder für ein anderes musikalisches Erbe statt „Ente vs. Hahn“ von Johnson: der grosse Enrico Caruso…!!
OK, das waren Beispiele genug, ich hör schon damit auf, ehe es zu viel nervt…
Genau; immer locker bleiben. Um Dich zufrieden zu stellen, bin ich jetzt dieser Partei beigetreten:
https://www.google.com/amp/s/www.buzzfeed.com/amphtml/marcusengert/diese-manner-wollen-eine-pro-putin-partei-grunden-und-ihre