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Des Eineiigen „Kampf“ hat angeblich auch keiner gelesen. So wird es sich wie­der­holen, wenn dieser Nazi seinen faschistischen Kampf fortsetzen kann. Damit auch Lesefaule Schwierigkeiten mit den faulen Ausreden haben, wenn der end­ge­löste Endsieg mit wieder einmal in die Hose geht, hat Andreas Kemper das Buch

„Nie zweimal in denselben Fluss“ gelesen und aufbereitet, nachzulesen in der gestern erschienen Ausgabe Nr. 431 der „Graswurzelrevolution“. Weil niemand diese Linketittenpostille liest, gebe ich hier ein paar Sentenzen zu Besten.

Vorab ein paar Erläuterungen:

Das Buch soll eine Art Zwiegespräch zwischen dem Pegida-Konvertitten Sebas­tian Hennig (DNN) 😯 … tjaaa, der Islam hat schon Adolf fasziniert … und Björn Höcke darstellen und ist im Rechtsaußenverlag von Thomas Hoof erschienen.

Bevor er zur Sache kommt, schildert Kemper, was am 17.Juni 18 in Mödlareuth passiert ist:

    Höcke erklärte am 17. Juni 2018 den Volksaufstand 1953 in der DDR zum Vor­bild und posierte dabei auf einem Bild vor Steine schmeißenden De­mon­stran­ten, mit dem zu einer Kund­gebung am 17. Juni 2018 geworben wurde. Hier erklärte Höcke, dass die Zeit des Redens vorbei sei, er gab der Polizei „fünf Minu­ten“ Zeit, die weit ent­fernte Ge­gen­kund­gebung aufzulösen und un­terbrach seine Rede. Ein Pulk der AfD setzte sich bedroh­lich in Rich­tung Gegen­kundgebung in Bewe­gung. Diese packte die Sa­chen, Höcke ging wieder ans Mikro und sagte, manch­mal müsse man das Recht in die eigenen Hände neh­men, die Poli­zei sei von ihren Führern verlassen wor­den, man müsse sie darin unter­stützen, das Recht umzu­setzen.

Glaubense nich … dann guggen … ab min 4 probt Höcke den Volxaufstand, nach­dem er das Versamm­lungsrecht vorher auf fascho gewendet hat:

Weiter es mit dem paar Tage später stattfindenden Kyffhäusertreffen der Nazis, auf dem Nazi-Höcke erklärt …

    … dass nun die Zeit des Wolfes sei. Wenn eine AfD-Demo behin­dert werde, würde der Polizei fort­an fünf Minuten Zeit gegeben, danach werde die Demo been­det und tausend Patrio­ten wür­den im Rücken der Gegen­demonstranten auftauchen. Schon zuvor hatte Höcke die Bundes­polizei aufge­fordert ihren Vorge­setzten nicht mehr zu folgen, mit der Drohung, dass sie nach der Macht­über­nahme „des Volkes“ zur Rechenschaft gezogen werden würden.

Vorgeschmack auf Chemnitz, oder wie die TAZ heute schreibt:

    Erschreckend am dumpfen Chemnitzer Aufzug ist auch die schnelle Mo­bi­li­sie­rungsfähigkeit einer breit gefächerten Rechten. Hartgesottene Kamerad­schaft­ler, Pegida-Organi­satoren, AfD, der „Dritte Weg“ und die berüch­tigten „besorgten Bürger“ bildeten eine Einheitsfront. Letz­tere reagieren belei­digt auf die Bezeichnung „Nazis“, drohen aber bei erhoffter Machtergreifung, die sie blasphemisch „Wende“ nennen, baldige Liquidation ihrer Gegner an. In Chemnitz bekam man ein Gefühl dafür, was uns bei einem fort­gesetzten Rechts­ruck droht.

Dazu passt das Plakat, mit dem Höcke seine Volxverhetzung ankündigt:

Gaubense nicht … hier auf seinem Fuckbook.

Steine sollt ihr werfen … auch wenn keine Sowjetpanzer mehr getroffen werden können.

So, nun lasse ich Kemper mal allein, denn ich habe Höckes faschistischen Kampf auch nicht gelesen (Zahlen in Klammern bezeichnen die Buchseite des Zitats):

    Der Geschichtslehrer Höcke geht mit Machiavelli und Polybius von einem Ver­fassungskreislauf aus. Die Herrschafts­formen würden über ihre Ver­falls­for­men zu neuen Herr­schaftsformen füh­ren: Allein­herrschaft (Verfall: Tyrannis) => Herr­schaft der Vielen (Verfall: Oligarchie) => Volksherr­schaft (Verfall: Ochlo­kratie) => Allein­herrschaft … Aktuell befin­den wir uns nach Höcke „im letzten Degenerationsstadium“ der Demokratie, in der Ochlokratie (225ff.). Nach dieser Logik geht Höcke beim neuen Sys­tem von einer Allein­herrschaft (Präsidial­demokratie mit Not­stands­gesetzen? Diktatur?) aus. Auf die Frage, ob ein Volk sich selber aus dem Sumpf ziehen könne, antwortet Höcke mit Machia­velli: Nur ein „uomo virtuoso“ könne „als alleiniger Inhaber der Staats­macht ein zerrüttetes Gemein­wesen wieder in Ord­nung bringen“ (286).

    Höcke strebt die Ersetzung der sogenannten „Neuen Weltordnung“ (NWO) durch eine Aufteilung in kulturidentischen Großräumen an. Höcke will seine Version eines verkürzten Anti­kapitalismus mit einer geostrate­gischen Groß­raum­politik verwirklichen und stützt sich dabei ausdrücklich auf Carl Schmitts „Inter­ventions­verbot raumfremder Mächte“ von 1939 (283).

    Dieses sei zu ergänzen um das „Investitionsverbot raumfremden Kapitals“ und das „Migrationsverbot raumfremder Bevölkerungen“. Bereits 2016, wäh­rend der Etablierung des „Herkules-Kreises“, hatte Höcke dieses drei­fache Großraum-Verbot gefordert, es findet sich aber schon länger in der neo­na­zis­ti­schen Szene, zum Bei­spiel bei der NVP Öster­reich.

    Innerhalb des europäischen Großraums wäre Deutschland das Kraftzentrum, von dem die Direktive zur Zurückdrängung des Islams bis zum Bosporus aus­ginge, forderte Höcke 2018. Ist der Islam erst wieder auf „seinen“ Raum zu­rück­gedrängt, hofft Höcke auf eine solide Zusam­menarbeit mit dem is­la­mi­schen Groß­raum. Aufgrund der engen Zusammenarbeit muslimischer Kräf­te und Mächte mit dem Kai­ser­reich und dem Dritten Reich habe Deutsch­land im Orient einen guten Ruf, dies wäre ein guter „Modus vivendi“ (194) …

    Die Errichtung dieses neuen Systems werde Generationen dauern und die Deutschen würden durch ein „tiefes Tal“ gehen. Brandige Glieder könnten nicht mit Lavendelwasser kuriert, sondern nur „durch gewalt­samste Ver­fah­ren reorganisiert werden“, zi­tierte Höcke bereits 2014 in einem Inter­view in der „Blauen Narzisse“ den Philo­sophen Hegel. Hegel hatte mit diesen Sätzen Machia­vellis „Il Principe“ vertei­digt. Al­ler­dings hatte Höcke im Inter­view einen Neben­satz gestri­chen, der für Hegel rele­vant war: „ein Zu­stand, worin Gift, Meuchel­mord gewöhnliche Waffen geworden sind, verträgt keine sanften Ge­gen­ver­suche“ legi­imierte Hegel zwischen den Sätzen zum „La­ven­del­was­ser“ und zum „gewaltsamsten Verfahren“.

    Für Höcke ist dieser „gewöhnliche Zustand“ von „Gift und Meuchelmord“ des 15. Jahrhunderts anscheinend eine aktuell gegebene Tatsache.

    In seinem Buch taucht dieses Hegel-Zitat wieder auf (254). Höcke wird dort konkreter: Die Maßnahmen, die ergriffen werden müssten, würden unseren „eigentlichen Moralvorstellungen zuwider laufen“. Er spricht von einer not­wen­di­gen „wohl­temperierten Grausamkeit“ und zitiert damit Peter Sloterdijk. Sloter­dijk meinte damit die Grausamkeit der Zurück­weisung von Geflüchteten wie in Kanada, Höcke zielt hin­gegen auf ein „großangelegtes Re­mi­gra­tions­pro­jekt“, also auf Grausam­keiten ganz anderer Dimen­sion, und stellt klar: „existenz­be­drohende Krisen er­fordern außer­gewöhnliches Han­deln. Die Ver­ant­wor­tung dafür tragen dann die­jenigen, die die Not­wendig­keit dieser Maß­nahmen mit ihrer unsäg­lichen Politik her­beigeführt haben.“ (255) Dies ist viel­leicht der er­schreckend­ste Satz in Höckes Inter­view: Die Ankün­digung von Grau­samkeit wird mit der voll­stän­digen Ver­neinung der Verant­wortung für das eigene unmo­ralische Ver­halten verbunden. Es sollte aufhorchen lassen, wenn Par­tei­funktionäre wie Höcke immer wieder sagen, die Zeit der Recht­ferti­gung sei vorbei. Bereits in der AfD-Polemik gegen „Gut­menschen“ steckt diese höh­nische Ge­walt­bereit­schaft goebbelscher Propa­ganda. Die inner­staatliche Feind­erklärung (Carl Schmitt) ist bei Höcke schnell gemacht: Der „Feind“, das sei der „Men­schenrechtsextremismus“, wie Höcke in seiner Lite­raturempfehlung einer Schrift des AfD-Anti­semiten Wolfgang Gedeon 2015 klarstellte. Gedeon verweise „auf die existen­tielle Bedro­hung der eu­ro­pä­ischen Völker und ihrer Kulturen. In der notwen­digen Klarheit benennt er den Feind unserer Freiheit in Viel­falt: Es ist die große Gleichschaltung in Form des Menschenrechts- und Religionsextremismus.“ (Höcke, Facebook-Eintrag vom 7.12.2015)