In der Tagesschau Spezial des SRF vom 5. August 2018 konnte man bei 1:03 min. dieses Foto sehen:
Es soll die Ju-52 kurz vor dem Absturz zeigen. Wenn das stimmt, dann fällt auf, dass …
- die Nase der Ju zu hoch nach oben steht. Tante Ju ist zwar kopflastig und muss mit der Nase nach oben geflogen werden, aber das erscheint mir zuviel. Es sieht so aus, als hinge der Vogel nur noch an seinen drehenden Rotoren in der Luft. Hinten scheint er den Auftrieb verloren zu haben;
- Tante Ju eine „Fahne“ hinter sich herzieht. In einigen Fliegerforen wird über den Brand eines Motors spekuliert. Nööö … zu solchen Fahnen kommt es durch Verwirbelungen beim Strömungsabriss.
Im Taggi meldet sich ein Militärpilot aus der Region zu Wort, der die Ju kurz vorher aus seinem Garten heraus beobachtet hat.
- Er war in seinem Garten, als er das laute und ihm vertraute Brummen der Ju-52 hörte. Er ist der Ansicht, dass die Piloten ein ernsthaftes Problem mit der Steuerung hatten. Er sah zu, wie das Flugzeug über das Tal flog, zu einer Linkskurve ansetzte – und dann plötzlich abrupt nach links vorne wegkippte. «Solche Manöver machte man früher, um den Ausfall eines Motors zu simulieren. Aber mit Passagieren macht das niemand», sagt er. Daraufhin heulte ein Motor laut auf, Sekunden später war das Flugzeug wieder ausbalanciert und setzte den Flug normal fort.
Wenn sich sowas in der Nähe des Martinslochs wiederholt haben sollte, dann wäre der Stall nicht durch Fallwinde bedingt, sondern auf ein technisches Problem zurückzuführen, dem menschliches Versagen vorausging.
Wenn die Beobachtung des Militärpiloten zutrifft und die seltsame Flugbewegung 10 bis 15 Minuten vor dem Absturz tatsächlich Folge von Steuerungsproblemen waren, dann durfte die Tante Ju nicht weiter hoch Richtung Martinsloch fliegen, sondern hätte sich ein Plätzchen zum Landen suchen müssen.
Aus diesem Foto
kann Folgendes abgeleitet werden:
- Die Ju 52 liegt auf dem Rücken = sie ist nach vorn über die Nase abgekippt
- Die Höhenruder (Flugzeug-Handbuch: Nur für den Dienstgebrauch! Ju 52/3m g5e Teil 3 – PDF 😎 ) stehen stark nach oben … da hat jemand versucht an Höhe zu gewinnen
- Der Rumpf ist hinter den Tragflächen abgeknickt = die Ju hat sich mit der Nase voran ungespitzt in den Boden gerammt.
Ich bin ja auch alter Nostalgiger aber für diese Art von Belustigung habe ich nur Kopfschütteln übrig. Die JU’s fliegen auch regelmäßig über unseren innerstädtischen Bereich (nervt! – klingt wie Krieg in unserer bombenverwöhnten Stadt) und ich hoffe, dass damit nun auch endlich Schluss gemacht wird! Die Maschinen mögen hervorragend gewartet sein, aber sie sind und bleiben ALT! Über Wöhlerlinien mag ich jetzt hier nicht weiter referieren … unverantwortlich dieser Vergnügungsbetrieb!
Also eher ein Nostalgiker – sonehitze 😉
Ich habe noch einige Jahre lang ab 2002, als ich letztlich nach Berlin gezogen bin beruflich, eine dort stationierte JU-52 über der Stadt kreisen sehen und vor allem mit dem charakteristischen Brummen hören können, bevor dann auch diese Maschine verunfallt ist.
Das muss nun kein Grund sein, die alten Mühlen zu grounden, denn gerade im Falle der HB-HOT scheint es so gewesen zu sein, dass sie ganz besonders intensiv auch gewartet wurde. Die Piloten waren erfahrene Militärpiloten und später auf grossen Jets A330/340 im internationalen Flugverkehr tätig. Also schon durchaus erfahren.
Es sind aber zwei Handschuhe, ob man mehr oder weniger computergesteuert einen Langstreckenjet fliegt oder eine JU-52 in echter Handarbeit und mit viel notwendigem Wissen um Aerodynamik, die einem im Airbus als Piloten vom Computer abgenommen wird, weil der primär das Flugzeug fliegt und der Pilot nur den Computer kontrolliert und sinnvolle Inputs macht, die ihm die Fluglotsen vorgeben.
Hier gab es aber wohl keine Fluglotsen, en route jedenfalls nicht, und die Piloten waren ausser in der Nähe des Flughafens auf sich allein gestellt. Sollte es sich tatsächlich bewahrheiten, was ein ehemaliger Militärpilot eine Viertelstunde vor dem Absturz aus seinem Garten wahrgenommen haben will, dass es ein technisches Problem gab, hätten die Piloten das vor Ort als Gefahr einschätzen und den nächstgelegenen Flughafen ansteuern müssen. Was sie verhängnisvollerweise nicht getan haben, vielleicht auch deshalb nicht, weil sie die Maschine offenbar zunächst mal wieder in den Griff bekommen haben. Sie hätten aber, wenn das alles stimmt, eine Risikoabwägung machen und dann zu dem Schluss kommen müssen, dass sie unter den aktuellen Umständen den Pass nahe dem Martinsloch, über den sie sicher nach Nordwesten hin wollten, in grossser Höhe nicht hätten ansteuern dürfen, selbst dann nicht, wenn die sicher gut zahlenden Passagiere des Fluges gemault hätten. Insofern also schon (möglicherweise) menschliches Versagen, wenn sich der Bericht des beobachtenden Militärpiloten bestätigen sollte. Das wollte keiner der Beteiligten vorab bestätigen und konkretisieren in der Pressekonferenz, aber man wird sehen…
Das wird sich aber ziemlich deutlich aufklären, glaube ich schon, und zwar allerspätestens über aufgefundene smartphones der Passagiere, die den Vorbeiflug am Martinsloch sicher dokumentiert haben und das Handy nicht vielleicht gleich wieder abgeschaltet – so traurig es ist. Aber ausgebrannt ist das Wrack offenbar ja nicht.
Fällt mir so ein Spruch von einem “ Kenner “ der Materie ein .–sehr lang ists her–
….Die alte „“Tante JU „“ ist unverwüstlich und der Pilot kann sogar während des Fluges die Zündkerzen austauschen . Naja , nichts hält ewig .
Ich nehme an, dieses Foto von der schweizer Tagesschau an der Stelle 1:03 ist mit Blickrichtung hin zum Piz Segnas (gen Nordost) geschossen, möglicherweise von einem Bergwanderer unterwegs zu den Tschingelhörnern oder zur Passhütte. Ein ähnliches Motiv sieht man, wenn man die Fotobeiträge zu den Bewertungen der Mountain Lodge direkt unterhalb des Pass del Segna einsieht, von wo der Hüttenwirt Raini ja berichtet hat. Wenn das stimmt, hat das Flugzeug kurz vor dem Pass eine Linkskurve gedreht, wahrscheinlich sehr wenige Sekunden vor dieser Aufnahme, und ist auch nur sehr wenige Sekunden nach dieser Aufnahme kopfüber abgeschmiert.
…weil es hier nämlich kurz vor der Katastrophe wieder ersichtlich „talwärts“ fliegt…