Unter dem Chemnitzer Deckmantel haben es wieder ein paar whataboutisten versucht, sich in den kleinen kosmos
zu schleichen. Nicht mit mir. Aber deren Hinweis auf die „linken Proteste“ bei nobody
vor meiner Haustür will ich trotzdem aufgreifen, denn vielleicht gibt es Unterschiede zwischen der Hatz auf Menschen in Chemnitz und der „Hetzjagd gegen die Kohle“ (gestern die Süddeutsche) im Hambacher Forst.
Es geht also um Kohle … eigentlich geht es immer um Kohle. Der Hambacher Forst ist Teil des Rheinischen Braunkohlereviers in der Kölner Bucht. Die Kölner Bucht ist so eine Art Saudi Arabien für Braunkohle. Mehr (förderbare) Braunkohle gibt es nur in Russland. Inzwischen hat uns auch Australien den Rang abgelaufen, weil wir so viel Kohle abgegraben haben.
Deutschland ist der größte Braunkohleförderer der Welt. Kein Rekord auf den wir stolz sein müssen, denn Braunkohle ist der dreckigste Energieträger mit dem schlechtesten Heizwert, schlechter als Stroh und ein Drittel vom Erdgas. Aber die Braunkohle liegt halt hier so rum und kann leicht abgebaut werden.
Leicht, das sehen die Menschen hier anders, nicht nur die Menschen, die aus 1000 Jahre alten Dörfern zwangsweise umgesiedelt wurden. Wer auf die Sophienhöhe steigt und von dort oben in die Landschaft guggt und nicht schlagartig zum Umweltschützer wird, der frisst auch kleine Kinder. Guggen Sie sich mal die Bilder vom Abriss des Immerather Doms bei der DW an.
Wenn der Tagebau Hambach dereinst wieder verfüllt wird … mit Wasser, damit die RWE Geld spart … dann entsteht hier ein See, fast so groß wie der Bodensee … Kölner Bucht 2.0 
Seit 14 Jahren kämpfen Menschen gegen diesen Umweltwahnsinn. Angefangen haben damit ganz normale, vom Abriss und Feinstaub bedrohte Bürger. Dann kam Greenpeace und später die Chaoten. Genutzt hat das alles nix, auch nicht der Kohleausstieg, denn es geht um Kohle, die Kohle der RWE.
Möglich macht dies ein uraltes Recht, das Bergrecht. Wenn Sie ein Grundstück kaufen, dann gehören die Bodenschätze darunter nicht ihnen. Die sind bergfrei (Freiberg in Sachsen hat daher seinen Namen). Aber frei bergen kann die nicht jeder, sondern nur der König.
Auf die Idee kam Kaiser Karl IV. in der Goldenen Bulle:
Durch die vorliegende und ständig gültige Verfügung und mit sicherer Kenntnis befehlen und bestimmen wir, daß unsere Nachfolger, die Könige von Böhmen, wie auch sämtliche geistlichen und weltlichen Kurfürsten, alle Bergwerke auf Gold, Silber, Zinn, Kupfer, Eisen, Blei und Metalle anderer Art sowie auch auf Salz, die bereits gefunden worden sind oder später gefunden werden, im Königreich sowie in den dazugehörenden Ländern und Gebieten recht- und gesetzmäßig haben und besitzen dürfen mit allen Rechten und ohne Ausnahme, so wie derartige Gerechtsamen gehalten und besessen werden; dasselbe ist den vorgenannten Fürsten in ihren Fürstentümern, Ländern, Herrschaften und dazugehörenden Gebieten erlaubt. (Quelle)
Das gilt in Form des Bundesberggesetzes von 1980 bis heute.
Heute gibt es aber keine Könige mehr im Schland. König, der Souverän sind wir alle. Also könnten wir alle nach Braunkohle buddeln, oder es sein lassen? Nein, denn schon die Kurfürsten haben nicht selbst die Spitzhacke in die Hand genommen, sondern das freie Bergrecht verliehen.
Wir, der Souverän haben es auch verliehen … an die RWE zum Beispiel. Da wissen Sie nix von, aber sie haben so gewählt, egal welche Partei. Denn Kohle war mal alternativlos, so wie Kernkraft. Stimmt beides nicht mehr:
Ich möchte verhindern, dass wir über Monate hinweg Tausende von Polizisten in einen gefährlichen Einsatz schicken, während Politik und Wirtschaft nur kurze Zeit später einen Ausstieg aus dem Braunkohleabbau verkünden …
sagt GdP-Landeschef Michael Mertens und fordert einen Rodungsaufschub (Rheinische Post).
Zu spät … vom märchenhaften, fast 12.000 Hektar großen Urwald vor nobodys
Haustür werden nur noch 300 ha übrig bleiben. Da kann man schon böse werden.
Zu Steinen und 😯 Handgranaten darf man trotzdem nicht greifen und trotzdem gibt es einen kleinen Unterschied zu Chemnitz: Der Kampf um den Hambacher Forst war ein Kampf für Menschen … direkt, weil sie umgesiedelt wurden und indirekt, weil ihre Heimat, die Umwelt geschützt werden sollte. In Chemnitz wird ein Kampf gegen Menschen geführt.