Schlagwörter
Afghanistan, Integration, Internet, Iran, Islam, Mathematik, Menschen, no, Recht
nobody
wollte gestern über so Vieles schreiben, z.B. über die schlesische Wurscht in Brühl, aber dann kamen mir zwei kleine „Afghanen“ dazwischen.
Angefangen hat es damit, dass in meinem „Internet-Café“ jemand den Stecker am Server gezogen hat und es nach dessen Neustart Probs mit der Anmeldung des Arbeitsplatzes gab. Während ein Fachmann mit der Technik kämpfte, hat nobody
zugehört, was nebenan eine Dame mit den beiden Kindern machte:
- ich lese, du liest, er/sie/es liest, wir lesen, ihr liest, sie lesen
das Wohnzimmer, die Küche, der Tisch, der Gummi …
„… oder das Gummi„, hab ich mich da eingemischt und fortan den Deutsch-Nachhilfeunterricht für Flüchtlingskinder gestört 😎 „Wo kommen die Beiden denn her?“ Aus Afghanistan. Da wurde ich stutzig, denn dafür sahen die Geschwister zu mongolisch aus. „Aus welcher Provinz?“ hab ich sie gefragt. Wir haben uns dann auf Hazarajat geeinigt. Das machte Sinn, weil die Hazara seit über 100 Jahren in Afghanistan verfolgt werden. Aber die Kleidung des Mädchens war „falsch“. Weil die Beiden ihre Heimat im Atlas nicht finden konnten, hat es nobody
am zwischenzeitlich wieder laufenden PC versucht. Während das Mädel mit nobody
über die Zwölfer-Schiiten und den verborgenen Imam streitet, hat ihr Bruder auf Google-Maps seine Schule gefunden und die lag in einem östlichen Vorort von Isfahan 😯 BINGO! Die Beiden sind Perser und der Papa kommt aus ****stan. In der Wiki hat der kleine Vorwitz zum Thema Afghanistan auch zielstrebig Farsi als Sprache gewählt. OK, das miss nix heißen, denn die Hazara sprechen Hazaragi und der Kleine gab damit an, dass er … Sprachen spricht, was ihm die Schimpfe der älteren Schwester einbrachte.
Es gab noch mehr, was die Zwei „verraten“ hat, aber das will nobody
nicht verraten, weil die Familie dann zu leicht zu identifizieren wäre. Es könnte natürlich sein, dass sie wirklich Hazara sind, aber dann müssen sie längere Zeit im Iran gelebt haben, wenn die Kids in Isfahan in die Schule gegangen sind. Das könnte Ärger mit dem BAMF geben und den will ich ihnen nicht einbrocken. Die Kids haben ihre Chance verdient. Der Bub ist ein kleines Mathe-Genie. Irgendwie kamen wir auf Mathe zu sprechen und ich musste ihm den Begriff „Wurzel“ erklären. Da er sich ja als irgendwie „Persich“ geoutet hatte, habe ich auf auf das Schachbrett zurückgegriffen und 8 x 8 Felder in nobodys
legendäre Kladde gemalt. Wurzel aus 64 ist? 8! 121? 11! Wurzel ziehen, quadrieren … Adam Zwerg war richtig fit … fitter als einheimische Drittklässler.
Die Damen, die in meinem „Internet-Café“ das Sagen haben, haben uns dann „rausgeworfen“, weil am Freitag schon um 13 Uhr Feierabend ist. Am Ausgang wollte nobody
dann dem abendländischen „Ladies first“ Geltung verschaffen, aber die beiden wohlerzogenen Kids weigerten sich hartnäckig vor dem Alter durch die Tür zu treten. Ich hab dann noch die Lehrerin auf das Problem der Fluchtroute zu sensibilisieren versucht, aber das hat nix gebracht. Nun ist
nobody
mit seinem Latein am Ende und sucht nach Hilfe beim Basteln einer besseren „Fluchtlegende“. Tja, und da ist mir Golineh eingefallen. Goli hilf!
Btw. Könnte man Nobody Hardwaremäßig unter die Arme greifen? Nicht in Physischer Hardware, die würde ich auch nicht nehmen weil Paranoid. Aber so als Gutschein.
Rational und von weiter weg betrachtet handelt es sich hier um eine Familie mit wahrscheinlich geringer Bleibeperspektive, es sei denn der „Schwindel“ fliegt nicht auf (es sei denn sie sind wirklich Angehörige der verfolgten Volksgruppe, eben halt mit längerem Aufenthalt im Iran). Kommt aber nun ein positiver Eindruck aus einem persönlichem Kontakt hinzu gerät man in ein persönliches Dilemma, was ich auch kenne.
Da werden abgelehnte, aber weitestgehend integrierte bzw. integrationswillige und finanziell innerhalb kurzer Zeit nahezu auf eigenen Beinen stehende Familien abgeschoben, während andere mit Lügenmärchen und anwaltlicher Unterstützung (sorry nobody) eine Abschiebung auf Dauer verhindern.
Moin! Sarah hat Recht. Die Familie kommt aus Afghanistan. Das Prob ist nur, dass sie länger im Iran Zweischenstation gemacht haben. Leider habe ich vom Asyrecht keine Ahnung und weiß nicht, ob der Iran in dem Fall als sicheres Herkunftsland gilt.
Im Prinzip haste Recht. Wenn man die Menschen persönlich ein bisserl kennengelernt hat, dann fällt „RAUS!“ schwer.
Hab die Beiden heute zufällig wieder gesehen.
Wenn du schreibst, sie sahen mongolisch aus, sind sie Hazara. Das Volk Hazara hat vor tausenden von Jahren Wurzeln im Mongolischen. Daher erkennt man Hazaras sofort am Aussehen. Deshalb haben Taliban oder IS-Mitglieder es ganz einfach herauszufinden, wer Hazara ist und dann -.
Viele Hazara leben in Pakistan oder im Iran, weil sie aus Afghanistan wegen ihrem Glauben fliehen mussten. Sie sind Schiiten und für die Taliban und den IS sind das keine Muslime. Es gibt auch andere Völker in Afghanistan, die schiitisch sind, aber nur den Hazaras sieht man es direkt an, wenn man sie sieht. Daher sind sie leichte Beute und müssen flüchten.
Es ist sehr normal, dass Afghaner mehrere Sprachen aus ihrem Umfeld können. Die Sprachen ähneln sich. z.B. Dari, Paschtu und Farsi zu verstehen und sprechen zu können ist da keine Seltenheit. Gerade wenn die Kinder im Iran gelebt haben. Sie sind dort zur Schule gegangen, dann ist es klar, dass der Junge bei wikipedia Farsi eingibt.
Du kannst also glauben, dass es Afghaner waren.
Menschen, die sagen, sie kommen aus Afghanistan, können Farsi, im Iran zur Schule gegangen und sehen mongolisch aus: eindeutig Hazara, somit Afghaner.
Mein Internet hat gespackt. Jetzt weiß ich nicht, ob du den Kommentat erhalten hast.
Es tut mir leid, wenn du ihn zweimal erhältst.
Zu deinem Eintrag:
Da ist eigentlich gar nichts, was die beiden verraten würde.
Wenn sie mongolisch aussehen, sind sie vom Volk Hazara.
Sie werden von den Taliban und dem IS verfolgt, weil sie den schiitischen Glauben haben. Es gibt auch andere schiitischen Völker in Afghanistan. Aber nur den Hazaras sieht man es an, wie du selbst das mongolische erkannt hast.
Das Volk Hazara hat von vor tausenden Jahren Wurzeln im Mongolischen, daher die typischen Gesichtszüge.
Viele Hazaras sind während der Taliban-Herrschaft und danach weiterhin nach Pakistan oder in den Iran geflüchtet. Daher ist es keine Seltenheit, dass die Kinder im Iran zur Schule gegangen sind.
Ebenso ist es normal, dass Afghaner mehrere Sprachen aus ihrem Umfeld können. Die Sprachen ähneln sich. Jemand der Dari spricht, kann oft auch Paschtu und Farsi verstehen.
Der Junge ist im Iran zur Schule gegangen, da ist es klar, dass er Wiki auf Farsi liest. Vor allem wenn seine Eltern schon früh in den Iran geflüchtet sind als er klein war, dann wird er in Farsi besser sein als in Hazaragi. Vor allem wird er dies nicht bei Wiki als Sprache finden, da wäre es dann Dari. Aber sehr viele Afghaner können Farsi verstehen und sprechen. Viele Worte sind in Dari und Farsi gleich. Die Aussprache ist anders. Vielen Afghaner kannst du Texte in Dari oder Farsi vorlegen, sie verstehen beide. Und Kinder, die im Iran gelebt haben, sprechen dann natürlich Farsi.
Woher sollen die beiden ihr Hazara-typisches Aussehen haben (dass du ja sofort erkannt hast), wenn ihre Eltern nicht vom Volk Hazara sind?
Du kannst ruhig glauben, dass die beiden Afghaner sind.
Menschen, die mongolisch aussehen und Farsi verstehen (dazu im Iran zur Schule gegangen sind) sind eindeutig Hazara.
@ Nobody
Ach cool, dass du die beiden wieder getroffen hast. Wie geht es ihnen?
Das mit dem Iran kommt auf verschiedene Dinge an. Dürfte die Familie weiter im Iran leben? Vielleicht haben sie dort kein Aufenthaltsrecht mehr. Auch im Iran ist es für das Volk der Hazara nicht einfach zu leben. Einfach weil sie immer erkannt werden, haben sie auch dort große Schwierigkeiten und können dort ausgegrenzt und benachteiligt werden.
Auch wenn die Volksgruppe Hazara in Afghanistan von den Taliban und nun dem IS verfolgt werden, haben es diese Menschen in Deutschland mit dem Aufenthaltsrecht nicht leicht. Ich kenne viele Hazaras, die schon 5-6 Jahre hier sind und immer noch keine Aufenthalsgenehmigung haben und seit 6 Jahren im Asylheim leben und nicht arbeiten dürfen. Sehr viele Hazaras werden beim ersten Antrag abgelehnt.
Es ist leider nicht von Vorteil, wenn man Hazara ist. Die haben es oft schwerer als andere.
Ich habe einen Afghanen getroffen, der früher bei den Taliban war, sich abgewandt hat und nach Deutschland geflüchtet ist. Weil er ja nun in Afghanistan verfolgt werden würden, hat er nach einem Jahr die Aufenthalsgenehmigung bekommen.
Zu den Hazaras wird gesagt: Es gibt das Hazarajat. Das ist jetzt sicher für euch. Dort könnt ihr leben. Nach der Talibanherrschaft ist es dort sicherer geworden. Aber diese Sicherheit nimmt wieder ab. Aber die Menschen dürfen dort auf keinen Fall raus, sonst … weiß niemand was passiert.
Wie aber die abgelehnten Hazaras, die ja jetzt nach der Entscheidung von der EU zurück müssen, von Kabul zurück ins „sichere“ gesagte Hazarajat kommen sollen, diese Frage wird bei den Bundesämtern nicht beantwortet. Von den letzten 4 Anschlägen in Afghanistan waren 3 auf das Volk der Hazara. Das interessiert die Regierung in Deutschland aber nicht. Es interessiert nur, dass Deutschland nun 10.000 Afghaner abschieben will. Und aus beruflichen Gründen weiß ich, was solche konkreten Zahlen auf die Mitarbeiter im Amt ausübt. Da wird nun jede Lücke ausgenutzt um jemanden abzulehnen. Denn jedes Bundesamt muss nun eine bestimmte Anzahl von Afghanern abschieben.
Ich hoffe für die beiden und ihre Familie das Beste.
Und dir wünsche ich noch gute Begegnungen mit den beiden. Die Menschen aus dem Volk der Hazaras sind was besonderes. Ihr Verhalten sprengt meine deutschen Gewohnheiten. Daher musste ich schmunzeln als du davon erzählt hast, dass du als erster aus der Tür treten musstest/durftest.
Ich muss mich immer noch daran gewöhnen, dass ich als Frau immer zuerst durch die Tür muss/darf und mich als erstes hinsetze bevor die Männer sich setzen.
Entschuldigung, einZahlenfehler im letzten Kommentar:
80.000 Afghaner sollen aus Deutschland abgeschoben werden, nicht 10.000.
Moin! Wo haste denn diese schräge Zahl her?
http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan-fluechtlinge-abschiebung-101.html
1. Es betrifft die gesamte EU.
2. „sollten“:
Nach Angaben der EU befanden sich im März dieses Jahres noch 80.000 Afghanen in Europa, die in ihre Heimat abgeschoben werden sollten.
Wie will man wissen, wer und wie viel abgeschoben werden „sollten“, solange man nicht weiß, wer hier ist und wer davon anzuerkennen ist.
Alles heiße Luft.
Ich hab was möglicherweise für dich Interessantes gefunden:
http://windowoneurasia2.blogspot.de/2016/10/ukrainian-hackers-publish-surkovs-plans.html
http://cyberhunta.com/news/kiberhunta-peredaet-privet-surkovu/
Surkows (angebliche) Pläne für Russlands weiteres Vorgehen in der Ukraine für die nächsten fünf Monate, sowie Konzepte für eine „Transkarpatische Republik“.
Ist das Zeug echt oder nur die übliche ukrainische Propaganda, wenn ja steht was wichtiges drin oder nicht?
Moin! Das ist nicht neu. Surkow, Vladdies Kleinhirn und Architekt des Putinismus, hat noch ganz Anderes vor.
Leseempfehlung für die Zwischenzeit:
http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=20974
Vergleiche zu den derzeit agierenden Knallchargen der völkischen Bewegung drängen sich geradezu auf