Heute kommt nix mehr. Hatte gestern einen Kabelbruch am Lade-Adapter vom Schlepptopp und mein Akku ist fast leer. Muss mir morgen erst einen neuen Adapter besorgen. CU!
Kabelbruch
07 Sonntag Aug 2016
07 Sonntag Aug 2016
07 Sonntag Aug 2016
Das Buch „Das Bild des Soldaten“ von Heinz Karst hätte mich beinahe davon überzeugt, Berufssoldat zu werden. Wer noch was über Heinz Karst weiß, der wird jetzt ein falsches Bild haben, denn Karst wird als Kommisskopp der „alten Schule“ verschrien, man könnte auch sagen Nazi. Aber was dazu oberflächlich in der Wikipedia zu lesen ist, wird ihm nicht gerecht. Wenn er doch, wie geschrieben steht, ein Verfechter von Befehl und Gehorsam war, wieso hat er dann als Brigadegeneral dem Kanzler Helmut Schmidt den „Befehl“ verweigert und sich in den Ruhestand versetzen lassen? OK, Karst war auf die Sozis nicht gut zu sprechen, aber was er Schröder kurz vor seinem Tod quasi testamentarisch ins Stammbuch geschrieben hat, das kann wohl heute ex post jeder unterschreiben und ist mein Credo in bezug auf alle Einmischungen außerhalb Europas:
Frauen auch nicht, will nobody ergänzen, jedenfalls keine Uschi von den Leichen. Nur am Rande: Ich habe auch gelesen, was Emil Obermann über die deutsche Zivilgesellschaft und den Militarismus geschrieben hat … auch der hatte von „militärischen Dingen herzlich wenig Ahnung.
Keine Ahnung haben auch die „Soldaten“, über die VICE in einem Artikel berichtet, auf den gestern User macintosh
per Kommentar-Link hingewiesen hat. Danke dafür! Der Bericht ist nicht nur sehr gut geschrieben, sondern beschreibt auch seht gut das Bild eines anderen Soldaten, den der Soldateska.
Unter Soldateska verstehe ich nicht die Söldner, als die VICE die Marodeure im Donbass beschreibt, die auf Seiten des Rechten Sektors „kämpfen“. Die sind in der Tat beliebig und könnten auch für die russischen „Separatisten“ kämpfen, die Kurden … was einige auch getan haben … oder den IS, wovon vielleicht der eine oder andere „Söldner“ beim Rechten Sektor träumt, weil man da noch grausamer sein darf.
Diese bewaffneten Menschen haben vom Soldatsein keine Ahnung. Es sind geistig unterbelichtete Sozio- und/oder Psychopathen, wie es sie im Dobass auch jenseits der Linie gibt, an der die Waffen nicht schweigen wollen, obwohl sie sollen. Kriminelle wie der gestern zerfetzte Plotnizki, der Sadist Bezler, der Kampfzwerg Motorola, aber auch sich vernünftig gebende Irre wie Gurken-Igor.
Es ist bezeichnend, das viele der bei VICE beschriebenen Irren zur französischen Fremdenlegion wollten und alle abgewiesen wurden. Dort braucht man ein Mindestmaß an Grips und es sind zwar Söldner im Wortsinne, aber ihre Einheit ist Teil der regulären Armee eines Staates. Bei den sogenannten Freiwilligen-Batallionen der Ukraine ist das anders … offiziell anders. Denn wie VICE schön beschreibt, werden diese offiziell geächteten Einheiten inoffiziell vom ukrainischen Staat, seiner Armee, dem Geheimdienst SBU und der Polizei unterstützt. Sie dürfen sollen, was der Armee der Ukraine nach Minsk II verboten ist: weiter aus die russische Seite schießen.
Um Sold geht es den Söldnern dabei nicht, sondern um die Verwirklichung ihres Menschenbildes, in dem sie sich dann für überlegen halten, wenn sie einen anderen halten, wenn sie einen anderen Menschen besiegt, im Idealfall getötet haben. Haben auch Gladiatoren so gesehen, aber ums eigene Überleben gekämpft. Die Soldateska kämpft ums töten … wenn sie überhaupt kämpft, denn meist ist alles nur Show, Spiegelfechterei, um sich im eigenen Spiegel so sehen zu können, wie man sich selbst sieht.
Das Bild im Spiegel dieser Soziopathen hat aben nix mit dem Bild des Soldaten zu tun. Der Soldat ist immer Teil einer Gesellschaft. Die Gesellschaft bestimmt den Soldaten, die Schwachen zu schützen. In einer Gesellschaft ist jeder schwach, der als Individuum mehreren geordneten Angreifern gegenübersteht. Erfolgt der Angriff in militärischer Ordnung, dann kann sich der Einzelne und seine Gesellschaft nur militärisch geordnet dagegen zur Wehr setzen, wobei es keine Rolle spielt, ob es sich um einen Angriff von Außen oder von Innen handelt.
Bis zu einem gewissen Grad und einer zu definierenden Größenordnung kann ein Angriff von innen heraus von der Polizei geordnet abgewehrt und unter Kontrolle gebracht werden. In der klassischen Aufgabenteilung von Polizei und Militär wäre es hingegen egal, wie stark der Angreifer von jenseits der Grenze ist. Für ihn wäre immer das Militär zuständig. Diese Aufgabenteilung gibt es schon lange nicht mehr. Die Grenzen werden gegen Angriffe von Einzelnen und kleineren Gruppen durch den Grenzschutz „verteidigt“.
Im Inneren versucht man weiter krampfhaft die klassische Trennung aufrecht zu erhalten, weil es so im Grundgesetz steht. Zeiten ändern sich. Mag die Polizei mit ihren ziemlich militaristisch ausgestatteten und wirkenden Sonder- und Spezialeinheiten noch Herr der Lage werden, wenn eine Gruppe Militanter von zehn oder zwanzig Terroristen geordnet angreift, so sieht die Lage bei 100 und mehr schon anders aus. Spätestens seit Vladdie uns auf der Krim vorexerziert hat, wie es geht, sollte klar sein, dass so etwas von der Polizei nicht mehr zu regeln ist. Gleiches gild für den Donbass, selbst wenn man den als Vladdies Betriebsunfall ansehen will.
Die Aufgabe von Polizei und Militär ist identisch: Schutz der Gesellschaft in der Struktur ihres Staates. Wer von Beiden bei welcher Bedrohungslage zum Einsatz kommt, hängt nicht davon ab, von wo der Angriff erfolgt. Die Qualität und Quantität des Angriffs muss den Ausschlag geben.
Da fällt mir gerade ein Kommentar ein, den ich die Tage im Spiegel gelesen habe zu der Frage, ob den die Polizei Maschinengewehre einsetzen könne. Der User meinte, ein MG sei eine Gefechtswaffe und weil sie nur Dauerfeuer schießen könne, auch nicht polizeilich einsetzbar. Das sind die Argumente, mit denen die Bullshitter die öffentliche Diskussion beherrschen. Was waren das doch für herrliche Zeiten, als die Bobbies in London mit Trillerpfeife und Schlagstock auskamen. Der Grund, warum kein Flic in Nizza ein MG zur Hand hatte, ligt darin, dass damit nur Rambo aus der Hüfte schießen kann. Der Normalsterbliche muss mit der Puste in Stellung gehen, um sich von dme LKW überrollen zu lassen, bevor er die Klappe über dem Munitionsgurt geschlossen hat.
Um den Schutz der Schwachen und der Gesellschaft geht es den „Söldnern“ im Donbass nicht. Sie sind selbst Schwache … Geistesschwache und Verbrecher. Die Selbstverbrecher in Luhansk haben die Rentenkassen geplündert und zahlen Renten, wenn überhaupt, nur an den aus, der sie „gewählt“ hat. Die Verbrecher vom Rechten Sektor pressen den Bauern in der Ostukraine ab, was sie zum Leben brauchen … und mehr. Wo ist der Unterschied. Es sind Outlaws und das ist das Einzige, was sie zusammenschweißt. Sie wollen kein Gesetz achten, stellen sich außerhalb der Gesetze, um dem obskuren Gesetz ihrer Gruppe zu folgen, dem Gesetz des Stärkeren. Das ist asozial.
Der Soldat ist das Gegenteil. Er schließt sich einer Gruppe an, die unter dem Kommando der Gesellschaft steht, die er verteidigt. Als „Antideutscher“ müsste ich damit Probleme haben, denn mit Patriotismus kann ich nix anfangen, denn Patriotismus ist bestenfalls die Vorstufe des Nationalismus, oft sogar inhaltsgleich. Um vom unsäglichen Nationalpatriotismus und seinen Kriegen wegzukommen, haben sich die zivilisierten Gesellschaften zusammengeschlossen. Weil Handelskriege oft zu echten Kriegen wurden, gibt es diese zivilisierten Zusammenschlüssen nicht nur in der Form einer EU, sondern auch der NATO.
Die sei überflüssig, sagen die Kremlratten, denn es gäbe ja auch keinen Warschauer Pakt mehr. Ja, wo isser denn hin, der Warschauer Pakt? Polen, CSSR, Ungarn, DDR und wie die anderen alle heißen, die nicht ungebetenen Besuch durch die befreundeten Panzer der Roten Armee bekommen haben, sind nun in der NATO. Warum wohl?
Ein Argument, die NATO abzuschaffen wäre, dass sich die Sowjetunion nicht nur in Russland umgetauft, sondern seit 1990 echt verändert hätte. Hat sie auch … versuchsweise. Und dann kam Vlad! Und mit ihm kam wieder die Sehnsucht nach dem starken Mann, nicht nur, aber vor allem in Deutschland.
Zivilisiert hat was mit Zivil zu tun. Der Zivile trägt keine Uniform und keine Waffen. Braucht er auch nicht, solange seine schwache Zivilgesellschaft über Uniformierte und Bewaffnete verfügt, die in der Lage sind, die staatlichen Strukturen der Zivilgesellschaft zu verteidigen. Wer sich nicht innerhalb der NATO verteidigen will … gegen wen auch immer … der braucht sich überhaupt nicht zu verteidigen. Die NATO ist nicht nur ein Verteidigungsbündnis, sondern auch ein Verband zur Kreigsverhinderung innerhalb ihrer Partner, auch wenn das nicht immer gefunzt hat, wie man an der Türkei und Griechenland sehen konnte, aber die Türkei war immer schon ein spezielles Sorgenkind der NATO, nicht erst seit Erdogan.
Russland ist keine Zivilgesellschaft. Nehmen wir die russische Justiz als Beispiel. Gewaltenteilung? Und was trägt die hübsche Staatsanwältin auf der Krim? Uniform. Die Bundesländer haben zwar einen Generalstaatsanwalt, aber Militär ist der nicht. Für das Schienennetz Russlands sind die Eisenbahntruppen des Verteidigungsministeriums zuständig. Alle wichtigen Posten in Staat und Gesellschaft sind von Militärs und KGB-Leuten besetzt. Wie haben eine Pfarrerstochter zur Kanzlerin und ein Ärztin als Flinten-Uschi.
Russland ist so unzivilisiert wie die Verbrecher, die es im Donbass unterstützt. Aber … und nun kommt die Krux meines Senfs … das gilt auch für die Ukraine. Eine Gesellschaft, oder auch nur ein Staat, der sich solcher Freiwilligen-Bataillone wie dem Rechten Sektor, Asow usw. bedient, ist ein failed state und die haben in der NATO nix verloren. Das habe ich bisher übersehen, wenn ich die Ukraine als Ersatz für die Türkei an die Südostflanke der NATO gepredigt habe. Das ist ein Lerneffekt infolge des VICE-Artikel. Solange die Ukraine diese Soldateska nicht entwaffnet und entmachtet hat, kann sie kein NATO-Mitglied werden, denn in der NATO gibt es ein einheitliches Bild des Soldaten: Er verteidigt die zivilisierten Werte der freien Welt. Die Söldner im Donbass verteidigen nicht einmal ihre eigene kümmerliche Existenz, sondern sprengen sich selbst in die Luft, wenn sie mal wieder besoffen auf der Treppe ausrutschen.