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Eine kleine Ergänzung zu „Timmi hat ’ne schwere Frage„. Als ich das gepinselt habe, wusste ich nicht, ob es ein vom Gericht eingeholtes Gutachten zur Frage gibt, woher der Mörserbeschuss kam, der u.a. die beiden russischen Journalisten tötete. Jetzt weiß ich, dass es eines gibt und man kann es sogar (schlecht) lesen. Ich habe es nur überflogen. IMHO ist es von Bellingcat ziemlich verwegen zu behaupten, dass sei eine neue Methode. Dabei kommt es mir und juristisch nicht darauf an, ob es ihre Methode oder die eines anderes ist, sondern nur, ob sie neu ist. Was im Gutachten verwendet wird, ist für
nobody
nix Neues. Wenn ich es richtig verstehe, reklamiert Bellingcat für sich als neu die Kombination der Analyse von Einschlagskratern mit der Analyse von Satellitenbildern. Diese Kombination macht die Methode nicht zu einer gänzlich oder grundsätzlich neuen.
Statt sich im Sandkasten darüber zu zanken, wem das Förmchen gehört, mit dem man Kuchen backen könnte, sollte Bellingcat mal mit einem Artilleriefachmann darüber diskutieren, ob man anhand des Gerichtsgutachtens mit „ihrer“ Methode überhaupt die Position des VB bestimmen kann. Ich bin kein Bummskopp und der kurze Artillerielehrgang hat mich schrecklich gelangweilt und ist ja auch schon über 40 Jahre her, aber „zu meiner Zeit“ wurde über den VB hinweg geschossen, d.h. der VB saß zwischen Feuerstellung und Zielgebiet, vor dem Richtkreis, nicht daneben, so wie der Ort, wo Nadija gefangen genommen wurde, oder der Mast, den sie hochgeklettert sein soll, um zu gucken.
OK, hier wurde mit Mörsern geschossen, wahrscheinlich einer 120mm-Sani. Da kommt es auf die Treffergenauigkeit nicht so an. Man schießt, was man trifft meist gar nix. Bei jedem Schuss rutscht die Schüssel wech (Foto oben: Kampf mit der Schüssel) und deshalb geht der nächste Treffer ganz woanders hin. Man kann das auch anhand der Grafiken im Gerichtsgutachten schön nachvollziehen. Nachrichten beim Mörsern ist so sinnvoll wie Suppe mit der Gabel löffeln. Manchmal bleibt ’ne Nudel hängen.
Der Mörser ist ein Steilfeuergeschütz. Die Schusslänge hängt vom Abschusswinkel ab. Um was zu treffen, kommt es aber vor allem auf den Horizontalwinkel an. Von der Seite lässt sich der kaum korrigieren. Zielansprache: Stück nach links … nee, zu viel … Stück nach rechts … vorhin war besser … usw. solange, bis der Feind meine Feuerstellung vermessen hat … Wat soll dat? Für so einen Volltreffer wie am 17. Juni 2014 hat man das Ziel vorher vermessen, oder es ist ein Zufallstreffer.