Winfried Kretschmann hat das falsche Fach gelehrt. Wäre der Ministerpräsident von Baden-Württemberg statt Biologielehrer Lehrer für Geschichte gewesen, dann hätte er den Pudding vielleicht an die Wand nageln können. Der Pudding war/ist Jörg Meuthen, unser Mann von der NSAfD im Ländle, folglich irgendwie moderat und konziliant.
Wenn die AfD rechtsextrem wäre, „dann wäre ich nicht ihr Bundessprecher„, jammert Meuthen nach Mitleid haschend auf dem Podium im Foyer der von den „Stuttgarter Nachrichten“ genutzten Liederhalle, die diese erste Elefantenrunde ausgerichtet hat.
In dem Stil fielen alle wenigen Sätzen von Jörg Meuthens aus, aber die paar Worte haben gereicht für mein Déjà-vu. Ein Beispiel: „wir haben gegen Flüchtlinge nichts zu haben„. Der Mann stottert nicht und weiß als Wirtschaftsprofessor, was er redet. Dieser verkorkste Plusquamperfekt besagt übersetzt: Wir haben was gegen Flüchtlinge, aber man verbietet uns noch, dass wir was gegen Flüchtlinge haben und weil diese Vergangenheit unvollendet ist, also noch am Laufen in der rheinischen Verlaufsform, wird sich das noch ändern.
Oder: In der AfD gibt es viele hochvernünftige Menschen und die wollen auch den Migranten nichts Böses, aber Deutschland muss den Kontrollverlust an den Grenzen stoppen. Aha … werden die Migranten (es geht und ging um Flüchtlinge, die Meuthen alle zu „Migranten“ erhob) nicht an der Grenze gestoppt, dann kommt der unvernünftige Teil der AfD an die Reihe und der will den Flüchtlingen nix Gutes. Applaus!
Oder: Gleichgeschaltet sind nur die öffentlich-rechtlichen Medien (man ist ja schließlich in einer privaten Zeitung zu Gast, wenn auch die Stuttgarter Nachrichten von der Zeitungsgruppe Stuttgart das perfekte Beispiel für „Gleichschaltung“ abgeben könnten). Aber Meuthen wünschte sich „mehr Fairness im Umgang“ (also auch von Privaten). Wenn alle Medien gegen die AfD schießen, dann sind sie gleichgeschaltet. Wenn sie pro AfD berichten, dann sind sie fair.
Den Gipfel der Kauderwelsch-Rhetorik erklomm Meuthen als er über den Respekt vor Flüchtlinge sagte: „Wir sind ja gar nicht so riesig weit auseinander.“
Wie wollen sie so einen Pudding an die Wand nageln? Kretschmann hat es mit Zitaten aus dem Wahlprogramm der AfD versucht (liest eh kein Schwein) und meinte dann, dass Leute mit solchen Ansichten seit jeher „Unglück über die Völker“ gebracht hätten. Und dann hat Kretschmann noch einen Satz von SPD-Nils Schmid geklaut: „Die AfD ist keine normale Partei“ und der sagt nix
Der CDU-Wolf sagt auch nix. Wer hat diese blasse Pfeife in BaWü als Spitzenkandidat aufgestellt? Muss ein besonders perfider plan von Angie gewesen sein 😎
Es fällt schwer, unseren Mann von der NSAfD, die „verfolgte Unschuld“ (Süddeutsche … vom Lande, fügt nobody
hinzu) historisch in das restaurierte Gemälde des Vorläufers, der NSDAP einzuordnen.
Meuthens Rolle in der NSAfD ist abhängig davon, wo man die NSAfD sieht, in welchem Stadium: Vor dem Führer, oder nach dem Führer. Heil Petry isses nicht. Die Männerpartei AfD hat die Tusse nach vorn geschubst, weil sie halbwegs passabel aussieht und einen Satz geradeaus sprechen kann. Wer der Föööhrer nach dat Frauke wird, ist noch nicht raus. Also ist die NSAfD in der Vorführerphase.
In der Vorhitlerphase könnte ich mir Meuthen als eine der Strasser-Brüder gut vorstellen, nicht Otto (dazu fehlt Meuthen das rhetorische Talent), sondern eher Gregor. Wie der wird Meuthen die Nacht der langen Messer (politisch) nicht überleben, wenn der wahre Fööhrer der NSAfD als Messias die Reichsparteitagsbühne betritt. Wenn Meuthen doch überlebt, dann als eine Art Robert Ley. Egal, der hat Nürnberg auch nicht überlebt.
An alle Meuthens und sonstigen Stiefellecker des kommenden Föööhrers: Seid euch nicht so sicher … nein, seid euch so sicher wie Mussolini 👿

PS: Oben ist mir ein inzwischen korrigierter Fehler unterlaufen, auf den mich die ZEIT aufmerksam gemacht hat. Die Veranstaltung fand in der Liederhalle Stuttgart statt.