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KokotSeit zwei Monaten bloggen polnische Journalisten in der ZEITNachrichten aus Kaczyński-Land„. Gestern schrieb Michał Kokot von der Wyborcza warum …

    Polnische Nachrichten sind einseitig geworden [sind] – und langweilig
    Die Nachrichtensendung Wiadomości, die in Polen die höchsten Einschalt­quoten hat, ist nicht mehr wiederzuerkennen. Das liegt daran, dass das pol­ni­sche Fern­sehen Tele­wizja Polska einen neuen Direktor hat. Jacek Kurski ist ein bekann­ter Poli­tiker, der in verschiedenen rechts­gerichteten Parteien war und be­rühmt ist für seine schar­fen, manch­mal jeder Wahr­heit ent­behrenden Aussagen. Aus diesem Grund hat er be­reits mehrere Pro­zesse verloren. Mög­lich wurde das, weil die PiS-Regierung vor wenigen Wochen ein Gesetz verab­schiedet hat, das die Be­setzung der Leitungs­posten im öffentlichen Radio und Fernsehen direkter Re­gie­rungs­kon­trol­le unterstellt.
    Gleichzeitig mit Kurski sind beim pol­nischen Fern­sehen mehrere neue Leute in entscheidende Positionen gekommen, deren Haupt­ziel es ist, die Nach­rich­ten­sen­dun­gen so zu gestalten, dass sie der Regie­rung wohl­gesinnt sind. Die PiS-Poli­tiker haben da­raus kei­nen Hehl gemacht. Zu diesen Leu­ten gehören Chefs und Jour­nalisten aus Medien, die PiS offen unter­stützen, zum Beispiel Telewizja Republika und TV Trwam, die dem Geistlichen Pater Tadeusz Ry­dzyk gehören.
    Die PiS spricht von Pluralismus, von einer „guten Veränderung“ und dass nun auch andere Ansichten dargestellt würden. Aus ihrer Sicht hat die al­te Re­gie­rung die Me­dien annek­tiert und sie par­teiisch gemacht. In der Tat lei­teten damals haupt­sächlich regierungs­nahe Leute Tele­wizja Polska, aber eine Schieflage bei den In­forma­tionen, wie es sie heute gibt, gab es da­mals nicht. Heute sind die Nach­richten des öffent­lichen Fern­sehens mehr oder minder raf­finierte Pro­paganda. Das be­trifft nicht nur pol­nische Themen, son­dern auch die Wiadomości-Berichte über die Flüchtlingskrise in der Euro­päischen Union.
    Fast täglich versucht Wiadomości zu beweisen, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in Europa eine Fehl­ent­scheidung war. „Die mittel­osteuropäischen Län­der hatten recht, als sie sich der Auf­nahme widersetzten“, sagt ein Jour­na­list, seine These bestätigen rechtsgerichtete Jour­nalisten und Wis­sen­schaftler. Eine andere Ansicht wird dem Zu­schauer nicht prä­sentiert.
    Typisch für den neuen Trend im öffentlichen Fernsehen war ein Wiadomości-Beitrag vom 26. Januar über Anti-Flüchtlingsproteste. Gezeigt wurden Auf­nah­men aus dem bri­tischen Luton, das nördlich von London liegt. „Christliche Patrioten“ mit Kreu­zen in den Hän­den wur­den gezeigt. Diese Leute waren in Wirk­lichkeit Mit­glie­der der rechts­extremen Bewe­gung Britain First, die Imame und Gläu­bige bri­tischer Mo­scheen ein­schüch­tern – was die pol­nischen Zu­schauer von Wiadomości nicht er­fuh­ren. Die Vor­fälle in der Sil­vester­nacht in Köln wertete ein Jour­nalist außer­dem als „einen Beweis dafür, dass die Flücht­linge Euro­pa ihre der euro­päischen Kul­tur frem­den Sit­ten aufzwingen wollen.“
    Auch andere Bil­der werden in Wiadomości nur selektiv gezeigt. Dass Angela Mer­kel we­gen ihrer allzu offenen Flüchtlings­politik bald ihr Amt ver­lieren wür­de, soll­ten unter anderem die Aussagen von Beatrix von Storch, der stell­ver­tre­ten­den Vor­sitzen­den der AfD, belegen, die in der Sen­dung Anne Will be­haup­tet hat­te, ge­hört zu haben, Mer­kel wer­de „nach Chile oder in ein an­de­res süd­ame­ri­ka­ni­sches Land fliehen“.
    An positiven Bei­trägen von Wiadomości über die Ar­beit der pol­ni­schen Re­gie­rung mangelt es selbst­verständ­lich nicht. Doch die Sen­dung ist nicht nur ein­sei­tig, sondern offenbar auch langweilig geworden. Bis vor Kur­zem haben täglich vier Mil­lionen Polen ein­ge­schaltet. Im vergangenen Monat sind die Ein­schalt­quoten um 400.000 Zuschauer gesunken.

Vladdie locker von einer Ente überholt 😎

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