Ein paar Sätze aus dem Buch „Wir neuen Deutschen“ von den ZEIT-Redakteurinnen Alice Bota, Khuê Pham und der hübschen Özlem Topçu
Du bist doch nicht richtig deutsch. Was sind denn deine Wurzeln? Die ständigen Fragen nach der Herkunft, das Lob: »Sie sprechen aber gut Deutsch!«,
Kann etwas schlimm sein an der Frage, woher man kommt? … Wer so fragt, gibt sich mit einer einfachen Antwort meistens nicht zufrieden, sondern fragt weiter: »Bist du lieber in der Türkei oder hier?« – »Bist du mehr vietnamesisch oder deutsch?« – »Ist an dir noch überhaupt etwas polnisch?«
Es gibt viele Arten, das Wort Heimat zu verstehen. Auf Polnisch heißt es mała ojczyzna, »kleines Vaterland«, auf Türkisch anavatan, »Mutterland«, und auf Vietnamesisch que, »Dorf«.
Aber was bedeutet das für die, die in zwei Ländern aufgewachsen sind: Haben die überhaupt eine Heimat? Oder haben sie zwei? Wieso fällt uns kein Plural zu diesem Wort ein?
Manchmal besuchen wir die Heimat unserer Eltern, im Gepäck die heimliche Hoffnung: Vielleicht komme ich dort an.
Wenn wir in der Heimat unserer Eltern sind, werden wir »Auslandsvietnamesen«, »Deutschländer« oder »die aus dem Reich« genannt. Etwas nagt an uns. Das schlechte Gewissen, ihnen finanziell überlegen zu sein. Die Schuld, sie nach unserem Besuch zurückzulassen. Die Erleichterung, dass es für uns eine Alternative gibt.
Wir kehren zurück nach Deutschland und merken, dass hier unsere Leben sind. Dass wir uns hier wohler fühlen. Zu Hause. Aber das Wort Heimat kommt uns immer noch nicht über die Lippen.