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Bücher, Iran, Islam, Kasachstan, Naher Osten, Religion, Spanien, Syrien, Terror
nobody
hat sich gedacht, vielleicht wird diese ellenlang-weilige Geschichte über Geschichte(n) und Religion(en) unterhaltsamer, wenn ich sie mit einem Märchen verknüpfe, der Geschichte vom „Tausendundzweiten Morgen“ … und mit sex and crime 🙄 Die Geschichten aus „Tausendundeine Nacht“ kennen Sie. Wenn nicht, hier meine Zusammenfassung, die ein bisschen von derjenigen abweicht, die Sie in der Wikipedia finden:
- Glaube den Frauen nicht,
Trau ihren Schwüren nicht!
Ihr Zorn und ihre Gunst
Hängen an ihrer Brunst.
Lieb zeigen sie zum Schein:
Trug hüllt sie ganz und gar ein.
Joseph nimm dir zur Lehr,
Findst ihrer List immer mehr.
Schon Vater Adam, schau,
Ward verjagt wegen der Frau.
(aus der Einleitung zur ersten Nacht)
Schahriyâr, König eines Reiches zwischen Indien und China, lässt seine Frau töten, weil sie ihm Hörner aufgesetzt hat. Damit ist der Frauenhasser aber noch nicht zufrieden. Er befiehlt seinem Wesir, ihm jede Nacht eine frische Jungfrau zum Vernaschen ins Bett zu legen. Freiwillig ist dazu kein Mädel bereit, weil nach der Liebesnacht der Tod auf die Entjungferte wartet.
Anders ausgerechnet die Tochtes des Wesirs, Scheherazade, die von ihrem Papi natürlich verschont wurde. Scheherazade will die Frau des Königs werden, um das Morden zu beenden. Dazu hat sie sich einen Trick ausgedacht, den Cliffhanger. Sie erzählt dem König jede Nacht eine Geschichte, die sie an der spannendsten Stelle unterbricht. Der König will natürlich wissen, wie es weitergeht und lässt Scheherazade am Morgen leben, damit sie weiter erzählen kann.
So geht das 1001 Nacht und erzählt wird in der Zeit auch nicht nur, wie man an den drei Kindern abzählen kann, die in diesen 2 Jahren und 9 Monaten geboren wurden … die arme Scheherazade muss ja ständig kugelrund gewesen sein Wie auch immer: Nach den 1001 Nächten ist der König endlich davon über zeugt, dass Scheherazade ihn liebt und er heiratet sie wirklich. Und wenn sie nicht gestorben sind …
Die Illustration oben zeigt, wie sich Kay Nielsen 1918 den Heiratsantrag von Scheherazade vorgestellt hat. Ich habe mir erlaubt, den Jugendstil von Nielsen leicht zu verändern und dem Mädel etwas mehr Fülle zu verleihen. Hier das Original.
Falls 1001 Nacht nicht in Ihrem Bücherregal steht: Kaufen! Diese Geschichten sind der Schlüssel zum Verständnis des Orients und, da die erste arabische Fassung in die frühen Jahre des Islam fiel, auch das „Sesam öffne dich“ für den Koran. Aber kaufen Sie die richtige Ausgabe bzw. Übersetzung. Im Netz finden man die inzwischen gemeinfreien Versionen von Max Habicht und bein SPIEGEL (Gutenberg) die von Gustav Weil, aber nur die von Enno Littmann ist die gepfefferte, die nicht kastrierte, nicht jugendfreie 😛 (Insel Verlag, ca. 50 Euro als Taschenbuch, 128 Euro gebunden).
Apropos kastriert: Hier ein Beispiel für den Unterschied zwischen Littmann und Weil … zuerst Weils kastrierte Version der 126. Nacht:
- Dalila ließ mir dann die Hände binden, setzte ein kupfernes Pfännchen über das Feuer, goß Schmalz hinein und einige andere Salben. Dann nahm sie ein Rasiermesser und brachte mir eine schwere Wunde bei, brannte sie mit einem heißen Eisen und legte ein blutstillendes Pflaster darauf. Ich lag lange in Ohnmacht, und als ich wieder zu mir kam, war das Blut schon gestillt, aber ich war verstümmelt. Als Dalila meine Augen offen sah, sagte sie mir: »Nun kannst du wieder zu deiner Gattin gehen oder zu wem du sonst willst; ich habe meine Rache vollbracht, packe dich jetzt fort und danke dein Leben deiner Cousine.« Bei diesen Worten gab sie mir einen Tritt mit dem Fuß; da ich aber nicht aufstehen konnte, ließ sie mich durch ihre Sklavinnen zur Tür hinaustragen. Ich blieb eine Weile auf der Straße liegen, bis ich imstande war aufzustehen, dann kroch ich ganz langsam zu meiner Frau, deren Haustür noch offen war. Ich fiel an der Tür hin, und meine Frau kam heraus und trug mich in den Saal. Da sie mich aber verstümmelt fand und wohl wusste, daß ich meinen Eid gebrochen, ließ sie mich im Schlafe wegtragen. Als ich erwachte, fand ich mich auf der Straße vor der Tür ihres Gartens liegen.
Da fehlt was und das finden Sie bei Littmann:
- Danach trat sie wieder auf mich zu, löste mir die Hosen und band einen Strick um meine Hoden; die Enden des Stricks nahm sie in die Hand, reichte sie zwei Sklavinnen und befahl ihnen, daran zu ziehen. Als sie das taten, sank ich wieder in Ohnmacht, und vor Übermass der Schmerzen war es mir, als versänke ich in eine andere Welt. Nun trat sie mit einem scharfen Rasiermesser an mich heran und schnitt mir das Glied ab, so dass ich nunmehr wie ein Weib war. Dann brannte sie mir die Wunde mit dem siedenden Öl aus und rieb sie mit einem Pulver ein … Und dann sprach sie zu mir: … Ich wollte von dir nur das, was ich dir abgeschnitten habe; jetzt brauche ich nichts mehr von dir. Ich habe auch keinerlei Verlangen mehr nach dir … Darauf gab sie mir einen Tritt mit ihrem Fusse 😯
Heavy, wat?! Richard Burton merkt in einer Fußnote seiner englischen Version zu dieser Stelle an, dass die Frauen der Fellachen sehr einfallsreich waren, wenn es um die Tötung ihrer Männer ging: Weiterlesen