nobody
hat sich mal angeguggt, was die Presse im Ausland so über den Anti-GREXIT schreibt. Frankreich feiert heute (Nationalfeiertag), also fangen wir mit den Franzosen an. Die Libération sieht auf der Titelseite eine nationale Niederlage: „Grèce, la défaite nationale“ …

… und im Editorial schreibt Johan Hufnagel:
Die lange Krise in Griechenland hat uns gezeigt, dass Schwierigkeiten durch Regierungen verursacht werden, die ihren Partnern ohne jede Transparenz und um jeden Preis Maßnahmen aufzwingen und ihre Position der Stärke ausspielen, anstatt nach Kompromissen zu suchen. So verhindern sie jede Entwicklung des Projekts Europa. Für die Zukunft gilt: Mit nationalen Egoismen kann man die Herausforderungen der heutigen Zeit nicht bewältigen. Die gegenwärtige Situation verlange stattdessen eine vertiefte Zusammenarbeit. Die Bestrafung Griechenlands zeigt uns, dass es besser ist, ein wenig nationale Souveränität zu verlieren und dabei an kollektiver Souveränität zu gewinnen.
Ich glaube der meint uns, aber er verwechselt Ursache und Wirkung. Ohne die von Griechenland fabrizierte Scheiße hätte es deutscher Zucht und Strenge nicht bedurft. Von der schreibt Le Figaro, die auf den Eurofuckis-VT-Zug aufspringt:
Frankreich und alle anderen „nachlässigen“ Wirtschaften der Eurozone sollten diese unterschwellige Botschaft mit großer Aufmerksamkeit registrieren. Wenn die EU gezwungen ist, eine verfahrene Situation zu retten, lässt sie sich das teuer bezahlen. In diesem Club geht es um Zucht und Strenge, nicht um einen Transfer von reichen Mitgliedern zu ärmeren Ländern. Auch für uns sollten diese Vormundschaft und verschärfte Sparsamkeit für Athen eine Warnung sein: Dieses Europa kennt keine Nachsicht.
De Telegraaf aus Holland hat es schulterzuckend erfasst:
Europa zückt wieder die Geldbörse: Für Griechenland werden in den kommenden drei Jahren rund 85 Milliarden Euro bereitgestellt. Europa hofft, dass die griechische Wirtschaft endlich in Gang kommt, so dass der nun auf insgesamt rund 400 Milliarden auflaufende Schuldenberg abgetragen werden kann. Aber eigentlich weiß jeder, dass die Hoffnung auf Rückzahlung vergeblich ist. (…) Die Griechenland auferlegten Maßnahmen sind zwar notwendig. Doch niemand sollte glauben, dass sich seine Wirtschaft damit so drastisch verbessert, dass die Schulden einfach beglichen werden könnten. Die neue Milliardenhilfe muss daher als finanzielles Opfer dafür gesehen werden, dass Griechenland vor tiefster Armut bewahrt und im vereinigten Europa gehalten wird. Diese Diese politische Entscheidung hat einen hohen Preis.
Der englische Independent sieht es ganz nüchtern:
Selbst wenn die Reichen ihre Steuern zahlen, wenn Korruption und Verschwendung beseitigt werden: Die geforderten Reformen reichen so weit, dass sie drastisch in das Leben aller Griechen eingreifen werden. Das dürfte zu Unruhen und Streiks führen. Eine politische Bewegung könnte aufkommen, die Syriza links überholt. Bei den nächsten Wahlen könnte eine Partei siegen, die Griechenlands Verpflichtungen rückgängig macht. Das könnte sicherlich als demokratische Wahl Griechenlands gelten. Doch auch das übrige Europa könnte demokratisch bestimmen, Griechenland kein Geld mehr zu leihen. Griechenlands Platz in der Eurozone ist keinesfalls gesichert.
Der österreichische Standard ist schizophren, will keinen GREXIT und trotzdem Geld geben, obwohl er erkannt hat, dass das nie zurückkommen wird:
Obwohl die bisherigen Haushaltsziele nie erreicht wurden, wird weiter munter mit fiktiven Überschusszahlen hantiert, die eine Rückzahlung der Schulden gewährleisten sollen. Dabei hat die Entwicklung der Krisenländer der Union eines besonders deutlich gemacht: Die negativen Auswirkungen der Austeritätspolitik wurden sträflich unterschätzt. Dass ein Schuldenschnitt, der wieder Vertrauen in die Tragfähigkeit der griechischen Außenstände gebracht hätte und die Voraussetzung für dringend notwendige Investitionen gewesen wäre, verweigert wurde, zeigt: Die Lernkurve der Eurozone weist scharf nach unten. (…) Dazu kommt der finanzielle Schaden, weil die neuen Kredite ebenso wie die alten nicht zurückfließen werden. Gemeinsam mit dem griechischen Elend ist das ein hoher Preis für ein wenig überzeugendes Prestigeprojekt namens Euro. Ein zu hoher Preis.
Noch kürzer hüpft die wie immer in europäischen Angelegenheiten völlig ahnungslose New York Times, die auf Kohls Mädchen rumhackt:
Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich am meisten für die europäische Einheit einsetzen sollte, erklärte nach der Einigung, diese habe mehr Vorteile als Nachteile. Einer der Vorteile ist, dass man damit etwas Zeit kauft. Doch wenn diese Zeit nicht genutzt wird, um darüber zu reden, wie man die griechischen Schulden wirklich abbauen kann und die erstarrte Wirtschaft zu neuem Leben erweckt, wird es nicht lange dauern, bis die Führung der Eurozone abermals in eine quälende Debatte darüber geraten wird, was zu tun ist. Deutschland und seine Verbündeten haben harte Verhandlungen geführt. Aber dadurch, dass sie Griechenland zum Einlenken gezwungen haben, haben sie weder die Krise der Währungsunion gelöst noch das europäische Projekt vorangetrieben.
La Repubblica macht ein Drama draus:
Griechenland ist kein unabhängiger Staat mehr. Die Griechen müssen nicht nur zerstörerische wirtschaftliche Opfer ertragen, sondern auch die Demütigung, wie Minderjährige behandelt zu werden. Das Land wird pro forma in Brüssel und Frankfurt, ja eigentlich in Berlin, verwaltet. (…) Das griechische Parlament hat nun die Aufgabe, die Gesetze, die die Eurokraten oder gleich die deutschen und französischen Bürokraten geschrieben haben, in akzeptables Neugriechisch zu übersetzen – unter der Kontrolle, dass sie keine Rechtschreibfehler einbauen. Das ist das Schicksal des verkappten Protektorats.
Bei der spanischen El Mundo blickt nobody
gar nicht durch:
Das Geschehene muss derweil auch zur Revision der Fundamente der Einheitswährung führen. Bei den Fragen der Vergemeinschaftung der Schulden und einer größeren Steuerharmonie muss man vorwärtskommen, damit sich solche Fälle wie der griechische nicht wiederholen.
„Vergemeinschaftung der Schulden“ … häää … wie soll ich das verstehen?
Zitate aus der ZEIT.