Chrissa will ihren Nachnamen nicht nennen. Chrissa, eine blonde Frau mittleren Alters, hat endlich in einer Athener Seitenstraße an einem Geldautomaten der Alpha Bank etwas Geld bekommen. Chrissa erzählt der ZEIT von einem Gespräch mit ihrem Banker: „In der Woche vor der Bankenschließung hat mein Berater mich noch eindringlich gefragt, ob ich nicht noch an mein Schließfach wollte und ich Idiotin habe nicht verstanden, warum.“
In der griechischen Presse wird seit Tagen wild darüber spekuliert, dass selbst kleine Guthaben aus Schließfächern beschnitten werden könnten, sollte es zu einer Abwicklung und Zusammenlegung einzelner Banken kommen. Und die wird kommen, denn der Teaser aus der NZZ „Ohne Notkredite funktionieren die griechischen Banken nicht, ohne Banken funktioniert das ganze Land nicht“ lässt sich auch umdrehen. „Banken ohne Geld„, titelt die ZEIT. Richtiger wäre „Griechenland ohne Geld„.
Die Regierung hat den Griechen zwar versprochen, dass die Banken am Donnerstag wieder öffnen, doch das hält der Finanzfachmann Hans-Peter Burghof für unrealistisch.
Als Professor Burghof das zur ZEIT gesagt hat, wusste er noch nicht, dass die griechischen Banken wegen der Finanzkrise bis zum 13. Juli geschlossen bleiben, aber Burghofs Einschätzung war richtig, darum hören wir uns mal an, was der gute Mann noch so zu sagen hat:
Ohne Kapital bräuchten die Banken ihre heruntergelassenen Rollos erst gar nicht wieder hochzukurbeln … Und an Kapital kämen Griechenlands Banken nur noch über zwei Wege: „Entweder die EZB verleiht neue Kredite – damit nähme sie sich jedoch ihre Legitimation, denn sie müsste gegen ihre eigenen Verträge verstoßen – oder die griechische Regierung ruft den Staatsnotstand aus und druckt selbst Geld … Beide Optionen würden dem Euro massiv schaden und sind im Grunde illegal.“
Burghof kritisiert die griechische Regierung für die aus seiner Sicht viel zu spät eingeführten Kapitalverkehrskontrollen.
Wenn die sozialistische Regierung unter Alexis Tsipras wirklich ein Interesse am kleinen Mann hätte, wären die Kontrollen schon viel früher eingeführt worden. Nur so hätte man Arbeitsplätze und Einkommen schützen können. Stattdessen werden Vermögen geschützt.
Darin, dass die Regierung nicht früher eingeschritten ist, sieht Burghof ein Zeichen für deren Klientelpolitik: Die richte sich vor allem an Angestellte aus der Verwaltung.
Auch Burghofs griechischer Kollege Prof. Panagiotis Petrakis von der Universität in Athen kommt in der ZEIT zu Wort:
Ohne neue Verhandlungen zwischen den Regierungsvertretern und der EZB können die griechischen Banken gar nicht mehr öffnen … Die Banken haben de facto kein Geld mehr, und selbst wenn sie trotzdem öffnen, hat die griechische Regierung weiterhin das Problem, dass so nur mehr Geld aus dem System genommen wird. Aus Angst davor hat sie ja Kapitalverkehrskontrollen eingeführt.
Wie kommt das? Es werden doch ständig per ELAs Milliarden Euro in Griechenland generiert. Tja, das ist Buchgeld, das steht nur au dem Papier, ist aber kein Papier(-geld). Das letzte Papiergeld vermuten die Strauchdiebe von der SYRIZA in den Schließfächer, wie auch Chrissa eines hat, und da wollen Tsipras und Komplizen dran. Wie?
Durch ELAs … häää? Blödsinn! Nein, die FAZ erklärt es in „Kapital aus dem Nichts – Die Luftnummern griechischer Banken„:
Die Rede ist von aktiven latenten Steuern oder Verlustvorträgen. Diese machen am harten Eigenkapital der Piräus Bank oder der Eurobank mehr als die Hälfte aus. Bei der Alpha Bank ist es über ein Drittel, bei der National Bank of Greece 41 Prozent.
Dieses Eigenkapital, das den Banken als Verlustpuffer dient, besteht also größtenteils aus Steuerforderungen gegenüber einem Staat, der ohne neue Hilfsprogramme der Eurogruppe und des Internationalen Währungsfonds (IWF) zahlungsunfähig ist …
Eine griechische Bank soll sogar auf Basis von mehr als 100 Jahren Verlustvorträge gebildet haben. Diese stellen einen Anspruch auf geringere Steuerzahlungen in guten Jahren dar. Doch in schlechten Jahren sind sie kein Puffer. Um dieses Problem zu beseitigen, haben Spanien, Italien, Portugal und Griechenland diese Ansprüche garantiert. Die Staaten haben sich also verpflichtet, diese Forderungen in schlechten Jahren zu erfüllen, weshalb sie zum Eigenkapital gezählt werden …
Eigenkapital aus dem Nichts, eine Forderung gegen einen zahlungsunfähigen Staat: Griechenland.

Aber es kommt noch besser. Die von der EZB freigegebenen ELAs von rund 90 Milliarden Euro sind jetzt eine Forderung der griechischen Notenbank gegen die mit diesen Notfallkrediten beglückten Banken, also auch nur Buchgeld. Zur Absicherung der ELA-Kredite mussen die Schuldnerbanken Sicherheiten hinterlegen. Die Sicherheiten, die griechische Banken bei ihrer Zentralbank hinterlegen, sind griechische Staatsanleihen, die von den griechischen Banken mit Buchgeld gekauft wurden. Merken Sie was? Da hatte Yanis Eurofuckis völlig Recht, als er sagte:
Die ELA-Kredite ermöglichen einfach nur bankrotten Banken, die ein bankrotter Fiskus nicht zu retten vermag, sich von der Bank of Greece Geld gegen Pfänder zu leihen, die nicht viel wert sind.
Aber Eurofuckis hat noch mehr in seinem Blog verraten, als er noch kein Finanzminister war. Er hat z.B. gesagt: „Das Problem mit unserem Staat ist, dass er bankrott ist“ und Eurofuckis hat einen Weg aufgezeigt, wie der Staat „hinterhältig“ mit ELAs Banken übernehmen kann und genau das passiert gerade in Griechenland. Völlig unterkapitalisierte Banken haben jetzt Schulden ohne Ende bei der griechischen Zentralbank, die sie nicht begleichen können. Eine Verwertung der hinterlegten Sicherheiten bringt auch nix, denn das sind Forderungen gegen einen bankrotten Staat, der seine Staatsanleihen nicht bedienen kann. Also macht sich die Bank von Griechenland daran, ihre Schuldner, also die privaten Banken wie Piräus, Alpha etc. zu verwerten, sprich zu übernehmen. Diese Banken haben zwar Verluste und könnte somit auf die Steuergutschriften zurückgreifen, aber der Fiskus kann die nicht bedienen, weil … siehe oben … auch er pleite ist.
Obwohl nur Buchgeld geschaffen und verschoben wurde, sind die Forderungen der griechischen „Notenbank“ gegen die Geschäftsbanken real und defacto gehören diese Banken bereits via Bank of Greece dem griechischen Staat. Diogenes Tsipras hat zwar keine Ahnung von Finanzen und Wirtschaft, aber als er gelesen hat, was Eurofuckis in seinem Blog geschrieben hat, da hat es bei ihm Klick gemacht … das ist mein Mann … willst du mein Finanzminister sein … solange bis ich die Banken übernehme? Naja, den letzten Teil wird sich Tsipras nur gedacht haben.
Wie sagte heute Ryanair-Chef Michael O’Leary so schön: „Die Griechen haben einen Haufen Irrer gewählt„. Und die sonst so vornehm zurückhaltende Kathimerini brachte gestern ein Cartoon mit dem wohl derbsten griechischen Schimpfwort:

Όχι ρε γαμώ … natürlich am Ende ausgepunktet … hier die Übersetzung:
