Gleich zweimal tritt der Slowene Slavoj Zizek heute in den deutschen Medien in Erscheinung. Der SPIEGEL führt mit Zizek ein Interview und stellt ihn als „eine Art Popstar unter den Philosophen“ vor und in der ZEIT darf sich Slavoj Zizek über drei Seiten zur Frage „Was ist jetzt noch links?“ ausbreiten. Natürlich geht es um Griechenland, denn schließlich ist Slavoj Zizek ein alter Freund von Yanis Eurofuckis, den Zizek für eine Art demokratischen Ökonomie-Retter Europas hält. Ein Zitat von Eurofuckis ist denn auch der Mittelpunkt der europäischen Rettung in Slavoj Zizeks Sermon:
Wenn das bedeutet, dass wir es sind, die angemessen unberechenbaren Marxisten, die versuchen müssen, den europäischen Kapitalismus vor sich selbst zu retten, dann sei’s drum. Nicht aus Liebe zum europäischen Kapitalismus, zur Euro-Zone, zu Brüssel oder zur Europäischen Zentralbank, sondern allein deshalb, weil wir die unnötigen menschlichen Kosten dieser Krise minimieren wollen.
Danach wird Eurofuckis rosarot angepinselt:
… Was an Varoufakis so enerviert, ist nicht seine Radikalität, sondern seine vernünftige pragmatische Bescheidenheit. Bei näherer Betrachtung seiner Vorschläge muss einem unweigerlich auffallen, dass sie in Maßnahmen bestehen, die vor vierzig Jahren Teil des sozialdemokratischen Standardprogramms gewesen wären; die schwedischen Regierungen der 1960er Jahre etwa verfolgten weitaus radikalere Ziele … Hier gilt es, eine ernsthafte strategische Wahl zu treffen: Was, wenn der Moment gekommen ist, die Maske der Bescheidenheit fallen zu lassen und für einen wesentlich radikaleren Wandel einzutreten, einen Wandel, der nötig ist, um auch nur bescheidene Erfolge zu erzielen? Vielleicht ist das angekündigte Referendum der erste Schritt in diese Richtung.
Die europäische Revolution hat also soeben in Griechenland begonnen und wir haben es nicht bemerkt
Im SPon-Interview trötet Zizek ins gleiche Horn, nur nennt er dort die Revolution Häresie:
Nur eine neue Häresie – momentan von Syriza vertreten – kann jenes sichern, was des Sicherns im europäischen Erbe wert ist: Demokratie, Vertrauen in die Menschen, egalitäre Solidarität. Jenes Europa, das gewinnen wird, wenn Syriza ausgebootet ist, wird ein Europa der asiatischen Werte sein. Der zeitgenössische Kapitalismus begrenzt die Demokratie.
Slavoj Zizek ist einer der unbelehrbaren Marxisten auf der Suche nach der linken Ikone. Er verweist auf das Schweden der 1960er Jahre und erinnert an den Wohlfahrtsstaat. Dann kann der Herrn Philosoph mal nach Schweden fahren und den Schweden was vom Schwedischen Modell erzählen … die laufen alle schreiend und händeringend wech, denn sogar in Schweden haben es Sozialisten beinahe geschafft, einen prosperierenden Staat in die Tonne zu kloppen.
Mit Kuba ist als linke Ikone auch kein Staat zu machen und jetzt gibt es dort schon Cola, also ist das Ende nicht mehr weit … das Ende des sozialistischen Elends.
Elendig versagt hat auch das ölreiche Venezuela und taugt auch nicht zur Ikone. Da taucht Griechenland wie Phoenix aus der links-ideologischen Asche auf und wird von diesen Sozialromantikern zur Rettung Europas hochgejubelt. Tragisch ist nur, dass dazu die Linken erst Griechenland vollends ruinieren und ins Chaos führen müssen … aber so ist sie halt, die marxistische Dialektik. Kannste machen nix, musste guggen zu.