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Zuerst die gute Nachricht: Ich habe mich geirrt 🙄 schon wieder geirrt, denn wenn es nach Bellingcat geht, dann habe ich bei 4200 Meter in die falsche Richtung geguckt.
Jetzt die schlechte Nachricht: Bellingcat verortet die Rauchwolke, die die BuK hinterlassen hat, als sie sich auf den Weg zu Flug MH17 machte, in der Nähe des Dörfchen „Roter Oktober„. Das basiert auf der Geolokalisation, die der Blogger Ukraine@war vom WowihaY-Bild gemacht hat. Diesen Standort haben auch die Käsköppe von RTL übernommen … kein Wunder, denn Ukraine@war ist ja auch einer, wenn ich richtig informiert bin. Nun, das will ja nix heißen.
Also habe ich, nachdem mich User manderessen
auf meinen Irrtum aufmerksam gemacht hat, die Gegend um den Ort „Roter Oktober„, oder Chervonyi Zhovten bei Pervomais’ke und Pervomais’kyi (klingt alles ähnlich 😆 ), näher daraufhin untersucht, ob er als Standort für die BuK taucht … genau, taucht ist der passende Einstieg in das U-Boot „Roter Oktober„, denn viel tiefer kann man im Donbass nicht mehr abtauchen. Durch Chervonyi Zhovten geht eine 200-Meter-Höhenlinie. Links davon geht es runter auf 100 m und gen Osten steigt es auf 260 Meter an und Richtung Süden, „Saur Gräber„, auf 280 m.
Sie haben richtig gehört: „Roter Oktober“ liegt in der Nähe von „Saur Gräber„, etwa 4 km vor „Saur Gräber“ in einer Senke. Das ist nicht gut, nicht nur, weil „Saur Gräber“ Mitte Juli heftig umkämpft war, sondern weil die BuK tief vor einem Berghang steht, wenn man es aus Richtung Donezk (Westen) anfliegenden SU-25 betrachtet.
Was sollte die BuK da machen? Flugzeuge abschießen, hat man ja am 14. Juli 2014 bei der Antonow 26 gesehen. Für tieffliegende SU-25 brauchte man die teure BuK nicht. Davon haben die manpads in den Tagen vor MH17 bei „Saur Gräber“ mindestens vier Stück abgeschossen.
Wer schießt, will sehen, aber nicht gesehen werden. Nach diesem Grundsatz ist „Roter Oktober“ aber so was von Scheiße! Sowas lass ich auf Gurken-Igors „Ehre“ nicht kommen. Schon ein ganz normaler Schütze muss nach ein paar Schuss versetzen, um nicht selbst beschossen zu werden. Wohin soll den da eine BuK versetzen oder sich verstecken? Ist doch kein Wald da. Alles offene Pampa.
Sei’s drum, lassen wir die BuK im Bereich von „Roter Oktober“ stehen und gucken uns an, welches Kunststück sie von da aus vollbracht haben soll. MH17 wurde über Rossypne getroffen. Von dort bis „Roter Oktober“ sind es bei wohlwollender Betrachtung 30 km Luftlinie … Luftlinie, aber over ground. Für eine BuK sind es von „Roter Oktober“ nach Rossypne zu einer dort in 10.100 m Höhe fliegenden Boeing 777 aber 32.000 m. Wenn alles gut läuft, kann eine BuK bis auf 35 km treffen … na geht doch.
Grau ist alle Theorie. Eine Rakete vom Typ 9M317 brennt ca. 15 Sekunden und erreicht dabei eine Geschwindigkeit von 850 m/s. Nach etwa 12.500 m ist der Spaß vorbei und dann fliegt Isaac Newton die 9M317, und zwar nicht in der Wimmerschen Parabel 😛 sondern mit Luftwiderstand, der im Quadrat zur Geschwindigkeit zunimmt. Wenn der Sprit alle ist, fliegt die 9M317 semiballistisch. Der Impuls zum Zeitpunkt, wenn ihr die Puste ausgeht, reicht noch grob geschätzt 5 bis 6 km (hab 0 Bock jetzt noch mit Arkuskosinus zu rechnen … kann ich auch nicht mehr ) und von da an, spätestens nach 20 km Weg, geht’s bergab.
Der Weg bergab ist aber schneller, weil kürzer. Ist fast wie beim Menschen 😛 ist der Gipfel überschritten, läuft die Uhr schneller, wie diese Grafik für verschiedene Winkel zeigt (aus der Wiki).
Faustformel: 2 Drittel des Weges rauf, ein Drittel bergab. Um mit einer 9M317 ein Ziel zu treffen, das mehr als 20 km entfernt ist, muss man über das Ziel hinaus schießen. Beispiel (keine Berechnung!):
Die BuK erfasst ein Ziel, das over Ground 30 km entfernt in 10.000 m Höhe fliegt. Dann ist der direkte und kürzeste Weg zum Ziel 31.622,78 Meter lang. Der Alpha-Winkel beträgt dann 18,435°. Wenn Sie das als Feuerleitlösung in den Computer eingeben, dann schlägt die BuK bei max. 27 km in den Boden. Um die maximale Schussentfernung zu erreichen, bedient man sich eines Tricks. Um ein Ziel auf 10.000 m Höhe jenseits von 30 km zu erreichen, wird die BuK mit 50 Grad und mehr aufsteigendem Winkel in eine Höhe von 14 bis 15 Tausend Metern geschickt. Dadurch verlängert sich ihre Bergab-Zeit und das Ziel fliegt in die BuK rein und nicht umgekehrt.
Dabei gibt es aber ein Problem: Der Radarsuchkopf der Rakete kann die Radar-Reflektion des Feuerleitradars nicht mehr erfassen, wenn die Rakete eine Höhe über dem Ziel erreicht hat. Erst wenn es wieder bergab geht, „sieht“ die BuK wieder das Ziel bzw. dessen Radar-Reflektion. Dann hat die BuK aber keinen Sprit mehr für aktive Kurskorrekturen und ihre Stummelflügelchen bringen nicht viel.
Langer Rede Wenig Sinn: Mit einer 9M317 auf 30 km zu treffen, das ist wie beim Baketball vom eigenen Korb aus in den Korb des Gegners zu werfen. Die fulminante Trefferquote der Buk von bis zu 0,9 gilt nur bis max. 18 km Schussweite. Alles andere ist graue Theorie.
Wer sich mit diesen semi- oder quasiballistischen Bahnen von Raketen wie 9M317 auskennt (ich tue es nicht, hab nur ein paar Lehrgänge gelangweilt absolviert), der wird erklären können, was eine sogenannte Nulllösung ist. Ich bin mir alles andere als sicher, aber ich vermute, dass „Roter Oktober„/ Rossypne so eine Nulllösung ist.
Hinzu kommt noch ein klitzekleine Radarproblem. Das BuK-Radar reicht max. 35 km over Ground … theoretisch, bei spiegelglattem Gelände. Hier steigt das Gelände von „Roter Oktober“ bis Torez um fast 80 Meter an. Ist nicht viel, nimmt dem vertikalen Radarwinkel aber 1° und auf 30 km 12% des (unteren) Horizontes. Jetzt könnte man grob berechnen, wann ein TELAR in der Senke von „Roter Oktober“ MH17 frühestens gesehen haben könnte. Dazu habe ich aber keinen Bock, weil mir mein Bauch sagt: BULLSHIT!
BULLSHIT! ist auch die Theorie, das TELAR in der Senke bei „Roter Oktober“ habe die Daten, die es selbst nicht triangulieren konnte, von einem Kommando-Fahrzeug jenseits der Grenze, also den Russen bekommen. Was User mandressen
dazu sagt, erscheint mir auf den ersten Blick korrekt, wie auch das Video von Timmi
, aber … sorry … das ist IMHO BULLSHIT … Das wäre Massenmord mit einem Schuss, denn das Sekundärradar der Russen wusste, dass es eine Zivilmaschine war. Ich habe auch mal, sogar mehrmals mit diesem Gedanken gespielt, aber jetzt ist dieser Gedanke für mich BULLSHIT! SORRY!
Jetzt mag ich nicht mehr. Morgen vielleicht mehr