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- Умом Россию не понять,
Аршином общим не измерить:
У ней особенная стать —
В Россию можно только верить
- Verstehen kann man Russland nicht,
und auch nicht messen mit Verstand.
Es hat sein eigenes Gesicht.
Nur glauben kann man an das Land
Mit dem Anfang dieses berühmten Vierzeilers von Fjodor Tjuttschew schließt Leonid Luks seine Betrachtungen über Stalin und das Ende der „spontanen Entstalinisierung“ unter dem Titel „Der innere Feind„. Heute ist der 9. Mai 2015 und wenn Sie keine Lust auf russisches Dauer-ура! haben, dann sollten Sie gerade heute Leonid Luks Gedanken im „The European“ nachlesen.
„Der Westen versteht Russland wieder nicht“ titelte kürzlich SPUTINKI und bezog sich dabei auf einen Kommentar von Mary Dejevsky im Independent, in dem sich Dejevsky darüber beklagt, dass kein westliches Staatsoberhaupt an der heutigen Siegesfeier teilnimmt. Aber gibt es heute wirklich nur Grund zu feiern?
Das Ende des Zweiten Weltkrieges war auch das Ende der (ersten) „spontanen Entstalinisierung“. Leonid Luks dazu:
- Um vom Dritten Reich nicht hinweggefegt zu werden, musste die stalinistische Führung, die sich bis dahin auf die Terrorisierung der eigenen Bevölkerung konzentriert hatte, das bestehende Unterdrückungssystem modifizieren, es etwas flexibler machen. Der Krieg war paradoxerweise mit einer gewissen Lockerung des Regimes verbunden. Es kam zu einer Art Kompromiss zwischen der bis dahin drangsalierten Gesellschaft und den Machthabern.
Der Moskauer Historiker Michail Gefter spricht im Zusammenhang mit den damaligen Entwicklungen sogar von einer „spontanen Entstalinisierung“, die sich 1941 ereignete.
Russland, oder genauer die Sowjetunion, hat 27 Millionen Kriegstote zu beklagen, mehr als jedes andere Land. Aber die Sowjetunion hat auch mehr als jedes andere Land die eigenen Menschen getötet … in Friedenszeiten. Bis heute weiß niemand so genau, wie viele Sowjetbürger in den Zeiten des von Lenin begonnenen Roten Terrors und des von Stalin perfektionierten Grossen Terrors deportiert, im System Gulag interniert und dort zu Tode gekommen sind. Allein von Juli 1937 bis Mitte November 1938 wurden etwa 1,5 Millionen Menschen verhaftet und davon über 700.000 erschossen. Die Gesamtzahl der Menschen, die in der Sowjetunion in der Zeit des Stalinismus zwischen dem Ende der 1920er und der Mitte der 1950er Jahre hingerichtet, oder in Gulags zu Tode geschunden wurden, bis ihnen nicht nur vor Hunger im wahrsten Sinne des Wortes das Fleisch von den Knochen fiel, wird auf etwa 18 bis 20 Millionen Menschen geschätzt. Ich erlaube mir den Zynismus zu sagen, dass es ohne die „Kriegspause“, die zur ersten „spontanen Entstalinisierung“ führte, noch ein paar Millionen mehr gewesen wären.
Ein Zentrum im Archipel Gulag war und ist bis heute das Gebiet um die sibirische Metropole Krasnojarsk (in der Karte blau eingerahmt; jeder rote Punkt ist ein Gulag)
Weihnachten im Gulag 1955:
Gulag 2012:
(hier erhalten Sie einen Einblick in Russlands „moderne“ Gulags)
Und ausgerechnet Krasnojarsk plant jetzt die Errichtung eines Stalin-Denkmals (SPIEGEL). Diesen Hinweis auf das neu geplante Stalin-Denkmal möchte ich Leonid Luks abschließenden Gedanken über das Ende der zweiten „spontanen Entstalinisierung“ anfügen:
- Die „spontane Entstalinisierung“ der Kriegszeit verhallte übrigens nicht ohne Resonanz. Denn unmittelbar nach dem Tode Stalins knüpfte der reformorientierte Teil der Parteiführung an einige ihrer Postulate an. Und so begann in der UdSSR eine immer schärfer werdende Auseinandersetzung mit dem stalinistischen Terrorregime, die trotz mancher Rückschläge und Restaurationsversuche der Machthaber bis zur Auflösung der Sowjetunion dauern sollte. Warum wurde diesem Prozess der Befreiung Russlands vom verhängnisvollen Stalinschen Erbe kurz nach der Entmachtung der KPdSU ein Ende bereitet? Warum sind unzählige Nachkommen der Opfer Stalins nun bereit, diesem wohl brutalsten Tyrannen der russischen Geschichte seine Untaten zu verzeihen? Dieser Sachverhalt gibt Rätsel auf und scheint die vielzitierte Verszeile des russischen Dichters Fjodor Tjuttschew zu bestätigen: „Verstehen kann man Russland nicht …“
Leonid Luks verkneift sich die Antwort auf seine Frage, aber natürlich kennt er sie und Russland wird nicht nur wegen Putin noch lange schwer an diesem Stalinistischen Erbe tragen.
Gulag Krasnojarsk 2012 … wahrscheinlich war die Karre links im Bild kaputt.
Ob das Schorsch mit seinen Putinverstehern der Propagandaschau und die NachDenkSeiten-Groupies beeindruckt?
Moin! Soll ich Dir was verraten? Für die schreib ich das nicht und Luks sicher auch nicht.
Ich muss dann doch noch auf meinen neuen Artikel aufmerksam machen, wo NachDenkSeiten-Gesprächskreisleiter Artikel von „unnötigen Schuldkomplexen“ und „15,8 Millionen deutschen Opfern“ veröffentlichen…
http://journalistenhatz.blogspot.ch/2015/05/der-erforderlichen-hollywood.html
Präzisierung: Ich weise in meinem Artikel lediglich auf diesen geschichtsrevisionistischen Blödsinn des „Kritischen-Netzwerks“ hin.
Keine Panik … hab mir den Scheiß durchgelesen, also von diesem Ösi … watten braunes Schwein
Lehrt man solchen geschichtsrevisionistischen Müll in den fast hundert NachDenkSeiten-Gesprächskreisen in ganz Deutschland?
Um Russland zu verstehen, an erster Stelle Boris Pilnjak lesen. Ergänzend Anton Cechov, Ivan Bunin, Wassilij Grossman, Iwan Turgenjew, Maxim Gorki (vor 1917) und Isaak Babel.
Großmythologen wie Tolstoi oder Dostojewski zunächst weglassen …
Da sind wir mal einer Meinung, was die Märchenerzähler Tolstoi und Dostojewski angeht.