Klingt nach wenig: 330.000 Nichtwähler, aber in Prozenten ausgedrückt sind es 35,8%. Oder anders herum: 64,2% Wahlbeteiligung in einem Land, dem einzigen Land der Welt mit einem Grundrecht auf Internetzugang – Estland. Nur 176,328 estnische Wahlberechteigte haben online gewählt (19,6%). Das klingt nicht nur nach wenig, das ist wenig, zu wenig. Und so sieht die Stimmverteilung unter den drei größten Parteien des Landes aus:
Partei | 2015 | 2011 | Sitze |
Reform (Taavi) | 27,7% | 28,6% | 30 (-1) |
Zentrum (Russen) | 24,8% | 23,3% | 27 (+1) |
Sozialdemokraten | 15,2% | 17,1% | 15 (-4) |
Über die Stimmverteilung bei den Online-Stimmen liegen leider keine Zahlen vor, aber wenn man sich das gestrige Chaos bei den Hochrechnungen ansieht (oder auch nur die Verwirrung, die nobody
hier gestiftet hat ), dann ist es keine pure Spekulation anzunehmen, dass die Russenpartei online viel schlechter abgeschnitten hat. Zeitweise war gestern davon die Rede, dass Taavi die absolute Mehrheit erringen könnte. Nun, es war das erste Mal, dass online gewählt werden konnte, da lagen keine Vergleichswerte vor und nicht nur ich habe geglaubt, dass die Onliner so wählen werden, wie die mit den herkömmlichen Stimmzetteln. Pustekuchen 😦
Man muss auch nicht das Orakel von delfi.ee sein, um die Stimmverteilung mit dem russischen Bevölkerungsanteil in Zusmmenhang zu bringen. Dazu zwei signifikante Zahlen aus den Gebieten mit besonders hohem Russen-Anteil: In den Wahlbezirken Tallinn Süd und Narwa (im Nordosten des Landes) lag die Wahlbeteiligung mit 68,9% und 72,6% weit über dem Landesdurchschnitt. Und man kann auch die estnische Demographie ins Spiel bringen : Die Alten sind zur Urne gegangen und haben die Russenpartei (wegen ihrer Rentenversprechungen) gewählt. Überspitzt auf den Punkt gebracht: In Estland gibt es zu viele russische Rentner ohne Internet 🙄 Ich hoffe, der liebe Onkel Vladimir hört in diesen 160.000 Stimmen für die Zentrumspartei nicht den Ruf „Putin hilf!“ heraus.
Quelle: rk2015.vvk.ee