Nachdem ich mir das eine Zeitlang angeguckt habe, muss ich doch was drüber pinseln. Stellen Sie sich vor, Sie wohnen an einer stark befahrenen Ausfallstraße. Noch getaner Arbeit nutzen Sie diese städtische Lebensader als Einfallstraße, um ihre Hütte zu erreichen, vor der ein Parkplatz auf ihr Auto wartet. In Höhe der Zufahrt zu Ihrem Parkplatz vor ihrem Haus müssen Sie den Gegenverkehr kreuzen, was gar nicht so einfach ist, weil der ist stark und hat Vorfahrt. Also warten, bis sich eine seltene Lücke bietet oder ein noch seltener Gegenverkehrsteilnehmer Ihnen die Vorfahrt überlässt. Das dauert … und dauert … und dauert nicht nur für Sie, sondern auch alle anderen, die sich jetzt hinter Ihnen stauen. Aber was soll manN/frau machen, es geht nicht anders.
Nun weiten wir unseren mit dem Mut der Verzweiflung starr auf das Ziel fixierten Blick etwas und dort entdecken unsere zornesroten Äuglein einen Kreisverkehr, keine 50 Meter von unser Schlange verursachenden Zwischenparkposition entfernt. Auf den verrückten Gedanken kommt zwar keiner … wie gesagt, nobody
hat das eine Weile mit wachsender Begeisterung beobachtet … aber denken wir doch mal die Straße bis Kreisel und zurück weiter. Ergebnis: Wir kommen ohne zu warten und ohne nervigen Stau zum Objekt unserer Begierde, dem Parkplatz und einem Feierabendbier.
Noch einen Vorteil hat der Umweg durch den Kreisverkehr. Ob das heute immer noch so ist, weiß ich nicht, aber früher galt die Faustregel: Jedes Anfahren kostet eine Tasse Sprit. Mit dieser Tasse Sprit kommt der wartende Linksabbieger zehnmal durch den Kreisel und zurück … wie fährt man durch einen Kreisel zurück, ohne zum Geisterfahrer zu werden? Egal, ich lass das jetzt so stehen.
In Italien funzt der Kreiseltrick leider nicht, denn da haben die Vorfahrt, die in den Kreisverkehr einfahren. Klingt irre, klappt aber prima. Hierzulande würde eine solche Verkehrsregel den deutschen, mit dem Lenkrad rudernden und gleichzeitig mit dem Schalthebel im Benzin rührenden Betonkopp natürlich völlig überfordern. Wenn Sie Spaß am Abenteuer haben, dann fahren Sie mal nach und durch Florenz. Die haben da tolle Kreisel … Piazza della liberta oder Taddeo Gaddi … am besten im Feierabendverkehr. Binden Sie sich das Kamikaze-Stirnband vor die Augen, ein kläftiger Schluck aus der Sake-Flasche (Grappa geht auch) und mit einem „Bunga-Bunga„-Schrei ins Getümmel. Keine Sorge, die bremsen, auch wenn’s zunächst nicht danach aussieht … ach ja, ich vergaß: Denken Sie an Odysseus und die Sirenen … Wachs oder Ohropax in die Lauschlappen … das Gehupe der echten Italiener bei diesem Spaß ist wirklich unerträglich 😛
Einmal im Rummel drin, lassen Sie sich von der Zentripedalkraft (immer feste durchtreten ) über alle sechs imaginären Fahrstreifen in den innersten Kreis treiben. Dort, im Auge des Taifuns angekommen, reißen Sie das Lenkrad ruckartig nach rechts und steuern in einem Rutsch die nächste Ausfahrt an … egal welche, Hauptsache raus … keine Angst, die bremsen. Mit etwas Übung und einer geduldigen Kaskoversicherung klappt das schon.
Paris ist auch nicht schlecht. Wir waren mal mit Schwiegervaters Benz und der ganzen Mischpoke dort. An seinen geliebten Benz ließ Heinz keinen ran, aber kurz vor der französischen Grenze hielt er an, stieg aus und sagte zu nobody
: „Du bist dran. In Frankreich fahr ich nicht.“ Vielleicht war ihm der Linksverkehr nicht geheuer 🙄 OK, ab ins Getümmel. Als Überraschung habe ich mir dann eine Stadtrundfahrt ausgedacht, teils unfreiwillig, denn es war nicht so einfach, die richtige Gasse zur Faubourg zu treffen, wo das Hotel lag. Jedenfalls stand auch der Arc de Triomphe auf dem Programm dieser Stadtrundfahrt … Place Charles de Gaulle … BAZINGA! Rein und durch …
Mesdames et mesieurs, rechts sehen sie den Champs … oops, schon vorbei … Friedland … Hoche … Grande Armée … Foch … Kléber … Marceau … und wieder Champs … oops … zu lang … bei der nächsten Runde sachste nur Élysée … Leider sind mir bei der Schau die Touristen verloren gegangen, denn die haben beim Karussell fahren in den Tiefen des Benz Deckung gesucht, außer meiner Ex. Die kannte den Gag schon 😎
Auf keinen Fall zur Nachahmung empfohlen ist, was Claude Lelouch hier in Paris und „C’était un rendez-vous“ abzieht: In acht Minuten von der Seine rauf zum Montmartre 😯 😛
Was wollte ich eigentlich mit diesem Senf zum Ausdruck bringen … Richtig:
nobody
liebt Kreisverkehr und- Menschen können ja so beschränkt werden, wenn Blech sie umgibt
HINWEIS: Wenn Sie oben kein Video von Vimeo sehen können, dann haben Sie diese Seite in https angesurft. Machen Sie das “s” wech (oder klicken Sie hier drauf), dann klappt’s.
Die Regel, daß der in den Kreisverkehr einfahrende Vorrang hat gilt überall, nicht nur in Italien. Der kommt ja zwangsläufig von rechts.
Deswegen stehen ja bei fast jeder Einfahrt in den Kreisverkehr die Vorfahrt geben Schilder.
Die Italiener sparen sich einfach das Geld für den Schilderwald.
Oops… du hast natürlich recht … man, also ich, bin schon so auf das Kringelschild geprägt, dass ich rechts vor links vergessen habe … BTW: rechts vor links is Scheiße 😆