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PaytonIsse nit süß? Payton heißt der goldige Fratz und ist ganz die Mama … nicht ganz, denn Mama ist weiß und #330 war schwarz. Das hätte nicht passieren dürfen, sagt Jen­ni­fer Cramblett aus Union­town, Ohio, denn sie hatte sich #380 im Katalog aus­ge­sucht, ei­nen blau­äu­gigen Weißen. Aber das Röhr­chen von #380 wurde mit dem von #330 ver­tauscht, weil die Num­mern nur hand­schrift­lich auf die Röhr­chen ge­schmiert wor­den wa­ren und es so zu der Ver­wech­se­lung kam, wie Jen­ni­fer Cramb­lett cramblett-payton in der Kla­ge­schrift er­klärt (PDF), mit der sie die Sa­men­bank ver­klagt. Denn Jen­nifer Cramb­lett woll­te ein weißes Kind, kein schwar­zes. Sie sei zwar eine Les­be, aber eben ei­ne weiße Les­be und dort wo sie lebt, in Ohio, sei ein schwar­zes Kind ein Ma­kel, ein Scha­den und des­we­gen will Jen­nifer Cramblett Schadens­ersatz.

Das ist an politischer Inkorrektheit natürlich kaum zu übertreffen„, schreibt die Legal Tribune online, und weiter:

    … und so beteuert die Klage zunächst noch der guten Form halber, dass es sich bei Payton um ein schönes Kind handele, welches die Klä­gerin und ihre Lebens­gefährtin sehr lieben würden. Aber – ach, wie sagen wir’s am besten? – Payton ist nun ein­mal schwarz. Oder braun. Jeden­falls nicht weiß. Und des­halb wird ihre Mutter täglich ver­folgt von „Ängsten, Sor­gen und Un­si­cher­hei­ten über die gemein­same Zukunft“. Schließlich lebten in ihrer Gemein­schaft sonst nur Weiße, und mehrere Mitglieder ihrer Familie seien – wir pa­ra­phra­sie­ren hier – doch gestandene Rassisten!
    Man muss bisweilen das Schmunzeln unter­drücken, wenn etwa erklärt wird, Cramb­lett habe bis zu ihrem Eintritt in die Uni­versität keiner­lei Kontakt zu Schwarzen gehabt. Als han­delte es sich dabei um ein exotisches Urwald­volk und nicht um eine Personen­gruppe, der gute 14 Prozent der US-ame­ri­ka­ni­schen Bevölkerung, inklusive ihres Präsidenten, angehören. Auch die Schilderung der alltäglichen Schwie­rig­kei­ten, denen sich die Klägerin aus­ge­setzt sieht, trägt Züge einer Realsatire. Offensichtlich ist es etwa notwendig, einen Fri­seur in einer schwarzen Nach­barschaft aufzusuchen, weil die Union­towner Friseure sich dem wider­spenstigen Haarwuchs der kleinen Payton nicht gewachsen sehen.
    Zugleich entsprechen die Sorgen, die Cramblett etwa im Hinblick auf eine spätere Einschulung ihrer Tochter in der konservativen Wohngegend und die dort zu erwartende Diskriminierung hat, durchaus noch immer der be­dau­erns­wer­ten Realität. So skandalös der Gedan­ke einerseits wirkt, so wenig ist er doch von der Hand zu wei­sen: Das Le­ben ist, ge­rade in einigen länd­lichen Regionen des Landes, mit einem weißen Kind tatsächlich leichter als mit einem nicht-weißen.

Bei der Chicago Tribune, die als erste den Fall publik gemacht hat, können sie zu diesem ganz alltäglichen amerikanischen Rassenwahn noch ein Video sehen, in dem Jennifer Cramblett schildert, wie sie die Panik bekam, als ihr während der Schwangerschaft verraten wurde, dass was Schwarzes in ihrem Bauch her­an­wächst.